Schallmooser Gespräche #186: Kafka – Kraus – Freud

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„Wir machen da jetzt keine Literatursendung.“ Meint die Rosi ganz am Anfang. Dann ist es doch so etwas geworden. Quasi ein literarisches Duett über Autoren, die alle schon tot sind, aber für uns heute Lebende noch immer eine enorme Bedeutung haben.

Natürlich kann man das Werk von Franz Kafka, Karl Kraus und Sigmund Freud plus deren Verortung in der Zeit in einer Stunde nicht einmal annähernd auch nur anreissend diskutieren, aber Rosi & Če haben es trotzdem versucht. Denn diese drei Schriftsteller – Če sieht auch Freud in erster Linie als solchen und nicht als Arzt – haben viel gemeinsam. Sie sind in der Donaumonarchie geboren, stammen aus dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, waren aber deutscher Muttersprache, entstammten dem Judentum, aber konnten mit letzterem genau gar nichts anfangen. Und sie waren, jeder auf seinem Gebiet, Großmeister im Zertrümmern der Mythen einer alten Gesellschaftsordnung. Und das ein jeder für sich mit ihrer ganz besonderen Sprache und „Schreibe“. Aber es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Bourgeoise Literaturprofessoren versuchen seit einem Jahrhundert sie zu entschärfen, sprich zu entpolitisieren. Bei Kraus ist das am Schwierigsten, aber auch er wird gerne zum Sprachkünstler degradiert, wenn er mit messerscharfen Worten die Verderbtheit des habsburgischen Staates geiselte – zu Zeiten einer tourismusgetriebenen Sissilichkeit auch heute noch einfach eine Wohltat! Freud macht man in der Erinnerung zum Erforscher der Seele, übersieht aber ganz nonchalant, daß beispielsweise das von Freud geschilderte Unbehagen in der Kultur zuallererst eine gesellschaftliche Frage ist und damit eine politische. Und mit Kafka fahren diese hochgelehrte Professoren erst recht Schlitten. Da wird alles unter dem Blickwinkel des Briefes an den Vater gesehen. Dabei haben sie am Liebsten die Geschichte mit dem großen Insekt, den „Prozeß“ hingegen handeln sie als Beschäftigung mit der eigenen Schuld ab, anstatt sie einfach auch als durch und durch anarchistische Justizsatire zu sehen. Aber von „Amerika“ oder gar dem „Bericht an eine Akademie“ reden sie lieber nicht, diese ebenso zugerichteten Menschenaffen.

Soweit hauptsächlich das Geschimpfe vom Če. Und Rosi grätscht da gerne dazwischen mit ihrer Kontextualisierung anderer Autoren von Brecht bis Tucholsky, um schließlich bei Max Frisch zu landen. Dabei sollte es doch gar keine Literatursendung werden!

Okay, dazu gibts wenig und großteils unpassende Musik. Im Gedenken an die guade oide Zeit unterm Kaiser gibts dann noch zum Abschluß ein kafkaeskes Duett – von Peter Alexander und Johnny Cash…

(Und ja, der Ton ist bisweilen grauenhaft, paßt aber auch irgendwie zum Thema.)

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