Referent: Priv.-Doz. Dr. Alexander Bogner
Klimawandel, Grüne Gentechnik, Kernenergie – viele Umwelt- und Technikfragen haben in der Vergangenheit (und in der Gegenwart) Protest hervorgerufen. Dieser Protest fand friedliche, aber teilweise auch militante Ausdrucksformen. Dieser Protest ist heute zersplittert. In medienwirksamer Form wird das Protestpotenzial vor allem bei Aktionen gegen große Bauprojekte (Stuttgart 21) greifbar; die Medien haben dafür den Begriff vom „Wutbürger“ geprägt.
Mit Blick auf den Technologiebereich lassen sich gänzlich andere Tendenzen ausmachen. Um der Nanotechnologie, der Biomedizin oder den Neurotechnologien ein ähnliches Schicksal zu ersparen wie der grünen Gentechnik, werden Beteiligungsverfahren und öffentliche Dialoge initiiert, und zwar – mangels BürgerInneninteresse – von Seiten der Forschung und der Politik. Doch welchen Nutzen hat eine Öffentlichkeitsbeteiligung, die von „Partizipationsprofis“ initiiert und organisiert werden muss? Welchen (politischen, kognitiven, normativen) Mehrwert hat eine Partizipation, die nicht mehr die Form des Protests hat, sondern die Form von Projekten?
Diese Fragen thematisieren einen grundsätzlichen Formwandel von Öffentlichkeitsbeteiligung in Technikfragen. Welche Folgen dies für bestehende Politik- und Legitimationsmuster hat und welche neuen Verantwortungszuschreibungen sich daraus ergeben, bleibt zu diskutieren.