IPCC-Weltklimabericht-Teile 2 und 3

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Klimanews
  • 2014-05-03 IPCC-Weltklimabericht
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In dieser Sendung berichten wir vom neuesten IPCC- Bericht, dem Weltklimabericht. Im zweiten und dritten Teil dieses Berichtes sind Auswirkungen, Verwundbarkeit und Anpassungsmöglichkeiten publiziert. Zu Wort kommen namhafte Wissenschaftler des Wegener Centers für Klima und globalen Wandel.

Zuletzt bringen wir andere News und einige Ankündigungen.

Musik: Tribidabo-Weltmusik: Kleszmar, Tango Argentino, usw.

Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), von hunderten internationalen Klimaforscher Innen getragen und für seinen letzten Bericht 2007 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, legte nach sieben Jahren wieder seinen Bericht zum globalen Klimawandel vor. Über die erste Arbeitsgruppe berichteten wir in einer unserer vorhergehenden Sendungen. Diesmal zeigen die Arbeitsgruppen 2 und 3, die die Klimafolgen, Anpassung, Verwundbarkeit und Möglichkeiten zur Minderung des Klimawandels auf.

Als Vortragende, bzw. Interviewpartner stehen uns heute Prof. Gottfried Kirchengast, Ass. Prof. Andreas Gobiet, Prof. Lukas Meyer und Prof. Karl Steiniger des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz zur Verfügung. Die Referenten gehören zu den zu den führenden Forschern des Instituts.

Noch ist die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs in diesem Jahrhundert auf weniger als zwei Grad möglich. Beim derzeitigen Emissionstrend ist aber mit 3,5 bis 5,4 Grad zu rechnen.

Die Risiken, mit denen bei den jeweiligen Szenarien zu rechnen ist, unterscheiden sich gravierend. Zwar gibt es auch schon bei zwei Grad Temperaturanstieg erhebliche Gefahren etwa für wichtige Ökosysteme oder in Bezug auf extreme Wetterereignisse. Bei 3,5 bis 5,4  Grad aber steigt das Risiko flächendeckend auf ein hohes bis sehr hohes Niveau. Selbst die Möglichkeit, in diesem Jahrhundert Kipp-Punkte zu überschreiten, die ganze Kontinente umgestalten oder erheblichen irreversiblen Meeresspiegelanstieg anstoßen, ist dann hoch.

Je später die Staaten gegen die noch vermeidbare Verschärfung des Klimawandels vorgehen, desto schwieriger und teurer wird es. Die Zahl der Studien und Daten, hat sich im Vergleich zum letzten Report 2007 ungefähr verzehnfacht. Entsprechend größer ist die wissenschaftliche Sicherheit und Genauigkeit der vorgelegten Ergebnisse.

Der Wissenschafter Assistenz-Prof. Andreas Gobiet gibt uns in einem Interview Auskunft über Klimaforschungen in den Alpen und in der Steiermark.

Neu hinzugekommen ist bei diesem Bericht die soziale, ethische Komponente. Es wird darauf hingewiesen, dass es weltweit große Unterschiede beim Energiekonsum gibt.

Die Entwicklungsländer brauchen Milliarden für Anpassung an den Klimawandel. Prof. Lukas Meyer ist Hauptautor des 5. Sachstandsberichts des IPCC in der Arbeitsgruppe Mitigation, das heißt Abschwächung, des Klimawandels. Er ist mitverantwortlich für die Abschnitte Klimagerechtigkeit und Klimaethik. Prof. Lukas Meyer stand uns für ein Interview zur Verfügung.

Veränderte Ernährungsgewohnheiten könnten einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung der  Treibhausgas-Emissionen haben.

Durch geringeren Konsum, sinken  ebenso die Emissionen.

Kritik am Welklimabericht kommt von Hans-Josef Fell. Besonders schlimm sei, dass der Weltklimarat eher Bedenkenträger eines schnellen Ausbaus der Erneuerbaren Energien ist und eine Umstellung erst bis 2100 für möglich hält. Hierfür macht er vor allem die politischen Entscheidungsträger verantwortlich, die mit den Wissenschaftlern um die Veröffentlichung rangen.

Statt den Plan der kalifornischen Universitäten Stanford und Davis zur Umstellung der Weltenergieversorgung auf 100% Erneuerbaren Energien in 20 Jahren aufzugreifen und für eine steile Wachstumsdynamik zu werben, wie sie ja von Stanford ausgehend in der IT-Technologie realisiert wurde, setzt der IPCC immer noch auf Wachstumskurven, wie sie in den letzten Jahren permanent überholt wurden.

Prof. Karl Steininger berichtet von spannenden neuen Systemen zur besseren Speicherung von Strom aus Photovoltaik.

Beim Emissionshandel kommt es leider zu groben Menschenrechtsverletzungen. Vor allem, wenn der Bevölkerung Land weggenommen wird, wie indischen Bauern durch den Bau neuer Windkraftanlagen oder durch das Abholzen des Amazonas-Regenwaldes für die Erzeugung von Biodiesel oder den Bau von großen Wasserkraftwerken. Dies machte uns Christian Kozina in seinem Zukunftskino mit dem Film „The Carbon Rush“ deutlich. Prof. Karl Steininger wirft in seinem Statement einen kritischen Blick auf den  Emissionshandel.

Eine gute Aufforstungs-Initiative gibt es in der Türkei. Selo Beyda, ein Reiseleiter, erklärt ganz begeistert, wie Kinder in der Schule Bäumen pflanzen. Die Finanzierung erfolgt mit einer Spende per SMS.

News und Ankündigungen:

-Eine neue Studie zeigt: Biokraftstoffe aus Abfällen haben ein großes ungenutztes Potenzial. Anstatt Anbaubiomasse sind neue Konzepte zur Reststoffnutzung gefragt. „Ohne drastische Effizienzsteigerungen beim Kraftstoffverbrauch von Pkw, Lkw oder Flugzeugen und einer Verkehrsvermeidung beziehungsweise Verlagerung auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel werden die Klimaschutzziele der EU nicht eingehalten werden. Nur wenn alle Effizienzpotenziale konsequent ausgeschöpft sind, kann die dann noch bestehende Versorgungslücke mit Biokraftstoffen auf Reststoffbasis geschlossen werden“, sagte Naturschutzbund-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. -100% erneuerbare Energie ist nur eine Frage des politischen Willens und RASCH möglich. Unzählige Orte, Gemeinden, Regionen zeigen das bereits! Global 100 % RE ist eine globale Initiative, die auf 100% erneuerbare Energie setzt!

-Niederösterreich und die Bundesregierung setzen jedoch falsche Zeichen: Nach der absurden Solarsteuer auf Bundesebene kommt jetzt auch eine Windkraftsteuer in Niederösterreich.

-Im Rahmen der „Klima- und Energiemodellregionen“ des Klima- und Energiefonds wird das Projekt „BürgerInnenbeteiligung WIN³“ umgesetzt. Die Bevölkerung kann sich in dessen Rahmen an Energieprojekten in den 4 Kleinregionen „Hartberg, Vorau, Kaindorf und steirisches Wechselland“ beteiligen. Projektträger ist dabei die öffentliche Gesellschaft Impulszentrum Vorau GmbH.

— Bis 15. Dezember 2014 stehen 26,8 Millionen Euro für die Photovoltaik-Förderaktion des Klima- und Energiefonds zur Verfügung. Neu in diesem Jahr ist, dass auch juristische Personen — also Betriebe, Vereine oder Institutionen — eine Förderung für Anlagen bis 5 kWp erhalten. Bislang war die Aktion auf Private beschränkt. Gleich bleibt das Einreichverfahren: Unter www.pv.klimafonds.gv.at können sich AntragstellerInnen rund um die Uhr bundesweit registrieren und innerhalb einer 12- wöchigen Frist ihren Förderantrag stellen.

—Anfang 2014 ist die Zahl elektrisch angetriebener Automobile weltweit auf  400.000 gestiegen. Das hat eine Analyse des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg ergeben. Der Bestand an Fahrzeugen hat sich  in den zwölf Monaten des vergangenen Jahres verdoppelt. Die größere Nachfrage findet besonders in den weltweiten Leitmärkten USA, Japan und China statt.

— Die WAVE, die größte Elektroauto-Rallye der Welt und tourt auch heuer 9 Tage lang quer durch Europa — von Baden-Württemberg via Bayern und Vorarlberg in die Schweiz. 80 Teams aus aller Welt werden ab 31. Mai 2014 in Stuttgart starten, über das Allgäu fahren und die Alpen überqueren. Alle Elektrofahrzeugfahrer sind herzlich zum Mitfahren bei der Wave Trophy 2014 eingeladen!

— Den großen Auftriebsgebieten der Ozeane geht die Luft aus. Der Klimawandel bringt die Strömungen der Ozeane durcheinander. Vor der Küste Namibias befindet sich eines der drei größten Auftriebsgebiete weltweit: der Benguelastrom. Noch vor wenigen Jahren zogen riesige Schwärme von Sardinen und Sardellen durch das kalte und nährstoffreiche Wasser, das dort aus den Tiefen des Meeres an die Oberfläche aufsteigt. Nun treten dort  häufiger extrem sauerstoffarme Zonen auf und mit ihnen verschwinden nicht nur die beiden Fischarten, sondern gefährden auch Haie, Lachse und Thunfische, die sich bevorzugt von Sardinen und Sardellen ernähren.

— Auch der Mensch ist auf Hungerkrisen durch den Klimawandel nicht vorbereitet.

-Erwähnen möchten wir die nette Idee von Kleidertauschparties, die wir auch in unserem Bekanntenkreis praktizieren.

— Greenpeace gab seinen neuesten Report über Internet-Unternehmen heraus. Auch die Bewertung von IT-Produkten ist interessant.

Wäre das Internet ein Land, so wäre es beim Stromverbrauch weltweit an sechster Stelle. Brancheninsider erwarten, dass sich die Internet-Daten von 2012 bis 2017 verdreifachen werden.

— Vor zwei Jahren erteilten die mexikanischen Behörden eine Anbauzulassung für Monsantos Gen-Soja. Doch drei Maya-Gemeinden wollten sich das nicht gefallen lassen und gingen vor Gericht. Der Anbau von Gen-Soja verletze das Recht auf eine gesunde Umwelt, da er mit dem Einsatz von Herbiziden und Abholzung verbunden sei, argumentierten sie — und bekamen nun Recht. Auch in Brasilien musste die Gentechnik-Industrie eine Niederlage einstecken. Laut Gerichtsbeschluss darf der Gen-Mais „Liberty Link“ des deutschen Agrarkonzerns Bayer nicht angebaut werden. Erst müssten mögliche negative Auswirkungen auf die Ökosysteme untersucht werden. Damit werden Präzedenzfälle für zukünftige Gentechnik-Urteile in Mexiko und Brasilien gesetzt. Im besten Fall müssen sogar bereits für den kommerziellen Anbau zugelassene Pflanzen neu geprüft werden. Das zeigt: Widerstand lohnt sich!

-Isabell Riedl macht auf die wirkliche Gefahr des Freihandelsabkommens TTIP aufmerksam. Es geht um unsere Landwirtschaft und unsere Gesundheit!

Die durchschnittliche Größe eines landwirtschaftlichen Betriebes in den USA beträgt 175 ha, in der EU 14 ha. Über 40 % des Rindfleisches in den USA wird von riesigen Mastbetrieben mit 32 000 und mehr Kühen produziert. Seit 1970 hat sich die Milchproduktion verdoppelt, obwohl die Anzahl an Kühen um ein viertel abgenommen hat. Die USA produziert jährlich 19,5 Mio. t Geflügel. Die Quellen stammen vom United States Department of Agriculture.

Die Bedenken, dass die EU mit gentechnisch veränderten Organismen, Hormon-Fleisch und in Chlorlauge desinfizierten Hühnern überschwemmt wird, sind durchaus berechtigt.

-Auf der Messe in Hannover wurden interessante Neuerungen vorgestellt: Eine Weiterentwicklung der Brennstoffzelle, die künftig auch Wasserstoff für die Zwischenspeicherung nutzt.

-An einer Alternative zu herkömmlichen Batteriespeichern für Solarstrom arbeitet das Forschungsprojekt Pecdemo. Das Prinzip: Auf eine Solarzelle wird eine Photoanode aufgebracht. Diese Schicht wird in Wasser eingetaucht. So wird per Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Der lässt sich speichern und in Brennstoffzellen für Autos nutzen. Er kann auch in Methangas umgewandelt und dann vielfältig genutzt werden.

— CO2 soll künftig in Erdgas umgewandelt werden und  dient somit als Speichermedium zur Stromproduktion. Dies funktioniert mit einem kobalthaltigen Katalysator, gaben Wissenschaftler der TU München bekannt.

-In Deutschland halbierte sich im innerhalb eines Jahres der Solarmarkt, was wir bedauern. Wir wundern uns, dass Österreichs Staatssekretärin Sonja Steßl mit einer Steuer auf Photovoltaikanlagen diesem Trend trotz massiver Kritik nachfolgen möchte. Hier ist eindeutig zu hinterfragen, wem diese Steuer nutzt? Weniger dem Finanzminister, weil die Einnahmen durch den Verwaltungsaufwand zu gering sind, vielmehr also den großen Energie-Unternehmen.

-Photovoltaik-Module können künftig in einem speziellen Farbglas angeboten werden, wodurch eine neue Fassadenoptik möglich wird.

-Das Fraunhofer Institut entwickelt Technologien für solarthermische Turmkraftwerke. Darin wird direkte Solarstrahlung von einer Vielzahl nachgeführter Spiegel auf einen zentralen Absorber an der Spitze eines Turms gelenkt. Durch die extreme Konzentration der Solareinstrahlung werden sehr hohe Temperaturen erzeugt und die Wärme auf ein Fluid übertragen. Mit der so gewonnenen thermischen Energie wird mittels einer Turbine in einem Kraftwerksblock Strom erzeugt. Alternativ kann die Energie auch ganz oder teilweise einem thermischen Speicher zugeführt werden und damit für eine zeitversetzte Stromerzeugung zur Verfügung stehen. So können solarthermische Turmkraftwerke rund um die Uhr bedarfsgerecht Strom erzeugen und in Regionen hoher Direktstrahlung langfristig zur Stabilisierung von Netzen mit hohen Anteilen an regenerativen Energien beitragen.

-Die EESI2020 sucht in Kooperation mit der Grazer Energieagentur die beste europäische Dienstleistungsinitiative. Einreichungen sind bis 31. Mai 2014 auf der Homepage der EESI2020 möglich. http://eesi2020.eu/de/aktuelles-veranstaltungen/european-energy-service-award-eesa/

-Unter dem Titel:“ WACHSEN LASSEN! Von der Ökologie und Ökonomie der Zukunft“ finden im Schloss in Hartberg am Fr. 16. und Sa. 17. Mai 2014, ab 14.00 Uhr Zeitgespräche statt. ReferentInnen wie Johannes Gutmann, Sandra Krautwaschl, Peter Heintel, Bernd Lötsch, Gabriele Sorgo, Dan Jakubowicz, Leo Riebenbauer, Maria Prem, Josef Riegler, Franz Fischler, Renee Schroeder und viele andere diskutieren mit den TeilnehmerInnen über spannende und brisante Themen und zukunftsweisende Initiativen. Kochshows von und mit Götz Bury runden das Programm ab. Die Teilnahme ist kostenlos!

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