Das andere Österreich

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Ein wertvolles Zeitzeugnis

Das Buch, dass ich Ihnen heute vorstellen möchte ist bereits 1987 erschienen und war damals wohl ein Meilenstein der Geschichtsvermittlung.  „Das andere Österreich – Vom Aufbegehren der kleinen Leute – Geschichten aus vier Jahrhundertn“ von Hannes Hofbauer und Andrea Komlosy. Die beiden machten sich auf um die die vielfach verschütteten Traditionen sozialemanzipatorischer Bewegungen in Österreich aufzuspüren. Sie machten sich auf die Suche nach Aufstandsbewegungen, Gehorsamsverweigerung, sozialen Experimenten und Beispielen rebellischer Untertanen. Und sie wurden fündig. Auch in einem Österreich – so das weit verbreitete Bild – das von Oberigkeitsglauben und Duckmäusertum geprägt ist. Sie fanden ein Österreich, das nicht aus Untertaenmentalität, Obrigkeitsdenken und versäumten Gelegeneheiten besteht, sondern aus Widerstandsgeist, Freiheitswillen, Mut zum Handeln und Selbstermächtigung.

Von diesem, von den offiziellen Geschichtsschreibungen – seinen sie nun bürgerlich, sozialdemokratisch, kommunistisch oder akademisch geprägt – oftmals verschwiegenen Teil der österreichischen Geschichte handelt dieses Buch.

Die Formen des sozialen Protests, die hier dargestellt werden, waren vielfältig und reichen von der Robotverweigerung bis zum Attentat – vom sturren Festhalten an alten Gewohnheiten bis zur Sabotage – von Maschinenstürmen bis zur Gründung politischer Organisationen, wie etwa der der wiener Dienstmädchen.

Eine wesentliche Erkenntnis die man aus diesem Buch ziehen kann ist die, dass das beharren auf traditionelle Lebenszusammenhänge, dass sich Sperren gegen die Anforderungen der (noch besseren) Verwertbarkeit der eignen Arbeitskraft nicht per se reaktionär oder rückschrittlich sein muss. Diese vom Autor und der Autorin präsentierte Sichweise erfordert aber ein anderes Bild von Fortschrittlichkeit als die herkömmliche Geschichtsschreibung bürgerlicher, sozialdemokratischer oder marxistisch-leninistischer Provenienz.

Die Geschichte des Aufbegehrens und der Rebellion – dies eine weitere Erkenntnis aus diesem Buch – ist aber auch eine Geschichte der Niederwerfung dieser Aufstände. Eine Geschichte der Zurichtung, der Unterdrückung und des Hineienzwingens von Menschen in die industrielle Arbeitsmoral. Hier gehen Hofbauer und Komlosy ganz unromantisch ans Werk. Es ist kein Erbauungsbuch der Widerspenstigkeit – aber ein Buch das zeigt, dass es auch andere Traditionen in diesem Land gibt. So gesehen ist der Titel „Das andere Österreich“ durchaus passend.

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