Eurasia – Orientalismen im zeitgenössischen Ethnic-Jazz

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Sendung 15 (Erstausstrahlung: März 2010)

Eurasia – Orientalismen im zeitgenössischen Ethnic-Jazz

Die gegenwärtige Jazzszene präsentiert sich aus einem Misch-Masch von Einflüssen und Musikformen. Diese Vielfalt von Stilen, Tendenzen und Strömungen basiert nicht selten auf zeitlich und geographisch verschiedenen Ursprüngen und Verbreitungen der neuzeitlichen Massenmedien wie Internet und CDs. Der sogenannte Ethnic-Jazz bezieht sich auf eine Kombination von verschiedenen Jazzstilen und Neo-Folkore mit ethnischen Musikstilen außerhalb sowohl der europäischen als auch afro-amerikanischen Tradition. West meets East ­ – aber keine Angst: Hier wird keine abgedroschene Aller-Welt-Musik der seichten World Music Charts serviert, sondern die kaum beachteten musikalischen Einzelleistungen kühner Pioniere und ForscherInnen aus dem islamischen Orient und ihre aufgeschlossene Zusammenarbeit mit europäischen und amerikanischen Jazzmusikern. Also im weitesten Sinne eine Spurensuche nach den unbekannten Wurzeln der Indo-Jazz-Fusion: Diese Sendung widmet sich den ersten Synkretismen zwischen der traditionellen, orientalischen Musik aus Eurasia (Persien, Indien und Indonesien) und den modernen Jazzstilen im Zuge des belebten Kulturaustausches zwischen West und Ost nach Ende der Kolonisationszeit und Fremdherrschaft dieser Länder auf dem indischen Subkontinent. Orientalische Rhythmen und Modi erscheinen schon recht früh in der Jazzliteratur, etwa beim Stück Caravan von Juan Tizol oder Night in Tunesia von Dizzy Gillespie/Gil Fuller. Ab den 60er Jahren hatte sich der Jazz vor allem gegenüber verwandten Musikstilen geöffnet, Stilen, die alle mit der spirituellen Musik der persisch-türkischen Sufis oder der islamischen sowie indo-germanischen Musikhochkultur in enger Verbindung standen. Aus verschiedenen Gründen hatte aber auch der Jazz weltweit Fuß gefasst, auch in Ländern, in denen man es so nicht erwartet hätte. Die Hinwendung zum Orient hat in der Musik auch ganz profane Ursachen, die in Zusammenhang mit dem Dialog und Austausch der Kulturen stehen. Besonders von den 50er Jahren an begannen immer mehr Universitäten großzügig ausgerüstete Institute für Musikethnologie und Volksmusikforschung einzurichten. Diese Musikbeispiele mögen illustrieren helfen, dass sich besonders ab den 60er Jahren überall Szenen bildeten mit eigenen Jazzdialekten.

Musikbeispiele:

Dave Brubeck: Calcutta Blues
Tony Scott & The Indonesian All Stars: Djanger-Bali (Traditional, arr. Bubi Chen)
Elza & Vagif Mustafa-Zadeh: Dark-Browed Girl (Azerbaijanisches Volkslied)
Lloyd Miller Oriental Jazz: Indo-European Improvisations, Gole Gandom (Wheat Flowers) & Gözel Güzler (Amber Eyes) version I
Shusha: Qad Boland (Tall Girl), Goleh Gandom (Wheat Flower)
Aziza Mustafa-Zadeh: Inspiration

Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

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