73. Sendung (Erstausstrahlung: Jänner 2015)
In Memoriam Paco de Lucia
Die Liste von hervorragenden Musikern, welche die Jazzwelt 2014 verloren hat ist lang. Der Flötist und Saxofonist Paul Horn, die Pianisten und Komponisten Horace Silver und Joe Sample, die Bassisten Jack Bruce und Chris White, der Posaunist Wayne Henderson, oder der Kontrabassist, Komponist und Bandleader Charlie Haden, um nur einige der großen Namen zu nennen. Sie alle und noch zahlreiche weitere in einer Sendung entsprechend zu würdigen ist kaum möglich, daher widmet sich diese Sendung ausschließlich einem ganz Großen der Musikwelt, dem spanischen Gitarristen Paco de Lucia, der am 25. Februar 2014 verstorben ist, und der nicht nur Jazzfreunden sondern auch Musikliebhabern verschiedenster Genres ein Begriff ist. Paco de Lucia wurde am 21. Dezember 1947 als Francisco Sánchez Gómez geboren. Nachdem er bereits als 15-jähriger im Ensemble mit dem italienischen Flamencotänzer José Greco international auf Tournee ging, nahm er als 17-jähriger mit Ricardo Modrego seine erste Schallplatte auf, welcher 2 weitere folgten. Sein erstes Soloalbum „La Fabulosa Guitarra de Paco de Lucia“ nahm Paco de Lucia 1967 als 20-jähriger auf. Paco de Lucia war nicht der einzige Musiker in seiner Familie. Seine beide Brüder Ramon de Algeciras (der Geburtsort von Paco und seinen Brüdern) und Pepe de Lucia waren ebenfalls Flamenco-Gitarristen. Auch mit seinen Brüdern hat Paco de Lucia gespielt und Schallplatten aufgenommen. Eine wichtige Phase in der Karriere von Paco de Lucia war auch die Zusammenarbeit mit dem Flamenco-Sänger Camerón de la Isla, mit dem er bis 1984 insgesamt 12 Alben aufnahm. Den Durchbruch zu größter internationaler Popularität schaffte Paco de Lucia mit dem Album „Fuente Y Caudal“ aus dem Jahre 1973 und dem Hit „Entre Dos Aguas“. Paco de Lucia war nicht nur ein Großmeister der traditionellen Flamenco-Gitarre, sondern er hat mit seinem unglaublich virtuosen Spiel in Zusammenarbeit mit Jazzmusikern auch dieses Genre nachhaltig bereichert. „A Friday Night in San Francisco“, die legendäre Liveaufnahme vom 5. Dezember 1980 gemeinsam mit Al di Meola und John McLaughlin wurde mit über 2 Millionen verkauften Tonträgern zum kommerziell erfolgreichsten Live-Akustikgitarren-Album überhaupt. Paco de Lucia, Al di Meola und John McLaughlin unternahmen gemeinsam über mehrere Jahre zahlreiche Tourneen und nahmen auch noch weitere Alben auf. Ihre Zusammenarbeit endete 1996 mit dem Album „The Guitar Trio“. Paco de Lucia hat mit seinen traditionellen Flamenco-Wurzeln nicht nur den Jazz bereichert, sondern er hat mit seinem Gitarrenspiel auch klassischen Konzerten eine ganz einzigartige, berührende und mitreißende Note verliehen, wie zum Beispiel im „Concierto de Aranjuez“ des spanischen Komponisten Joaquín Rodrigo aus dem Jahr 1991. Obwohl Paco de Lucia seinen Wurzeln als Flamenco-Gitarrist stets treu geblieben ist, hat er immer wieder mit Musikern anderer Stilrichtungen zusammengearbeitet und experimentiert. Damit hat er viele Musiker nachhaltig beeinflusst und ein einzigartiges musikalisches Vermächtnis hinterlassen. Er hat im Laufe seiner langjährigen Karriere über 30 Alben veröffentlicht. Die Veröffentlichung seines letzten Albums „Canciones Andaluzas“ im April 2014, in welchem er wieder zu seinen Wurzeln der spanischen Volksmusik zurückkehrt, durfte er selbst nicht mehr erleben.
Musikbeispiele:
A Tu Vera (Rafael De Leon), 1965
Malagueña (Ernesto Lecuona), 1965
Jerezana (José Terregrosa), 1967
Llanto A Cádiz (José Terregrosa), 1967
Canción del Rio (Ramón Perelló, José Palma, Genaro Monreal), 1969
A Los Santos Del Cielo (Gómez Francisco Sánchez), 1970
Entre Dos Aguas (José Terregrosa), 1973
Mediterranean Sundance – Rio Ancho (Al di Meola, Paco de Lucia), 1980
Espíritu (Al di Meola), 1996
Concierto de Aranjuez, 3. Satz Allegro Gentile (Joaquín Rodrigo), 1991
Maria de la O (Salvador Federico Valverde), 2014
Gestaltung, Am Mikrofon, Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher
Tolle Sendung!
Schade um den Paco, er hinterlässt uns aber ein schönes Erbe!
Hab ihn leider nie live erlebt, eine Gelegenheit habe ich versäumt 🙁