What is Jazz?

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25. Sendung (Erstausstrahlung: Jänner 2011)

What is Jazz?

Was ist Jazz?, diese banale aber sehr komplexe, weitläufige und schwierige Frage stellt(e) sich immer wieder angesichts der zunehmenden Vielfalt der musikalischen Stile/Tendenzen im zeitgenössischen Musikleben und stellt den Hörer stets vor eine Reihe von Problemen. Zu verschiedenartig und vielgestaltig sind die Inhalte und diversen Erscheinungsformen musikalischer und kultureller Natur, die im Laufe seiner über 100-jährigen Geschichte das Genre sowie den Jazzstil geformt haben und unter dem Etikett Jazz in Erscheinung getreten sind, als dass man diesen Begriff unbesehen zur Grundlage einer einzigen Sendung machen könnte. Denn alles reden über Jazz bleibt zwecklos, wenn Jazz nicht gehört und gefühlt wird! Und zwar so gehört, dass man auch dann, wenn man nicht genau weiß, was Jazz tatsächlich ist, ihn sofort erkennen kann an seinen Charakteristiken. Gleich mehrere Deutungsversuche zum Jazz wurden in Büchern und Zeitschriften seit Anbeginn der Jazzforschung in Frankreich, Deutschland, England und schließlich im Entstehungsland des Jazz angestellt und abgehandelt, von mehr oder weniger kompetenten Experten auf dem Gebiet der Jazzpublizistik und der ‘institutionalized’ Jazzforschung. Dieser elitäre Diskurs führte aber schnell zu Meinungsmonopolen der verschiedenen « Jazzpäpste » in Europa und Amerika. Denn ausübende Jazzmusiker selber wurden sehr selten gebeten ihre Meinung darüber zu äußern, was für sie eigentlich der Begriff Jazz bedeutet und beinhaltet. So entstand allmählich eine ungesunde Vormachtstellung der sachverständigen Jazzkritiker, Publizisten und Professoren, deren subjektive und gar pseudo-wissenschaftliche Interpretation und Deutungsversuche stärker auf geschmäcklerische Eigenarten und weniger auf praktizierende Erfahrungen oder theoretische Kenntnisse gründeten, die den Jazz als Musikgattung mit eigenen Regeln, Gesetzen werteten und weniger nach rein historischen und/oder stilistischen Gesichtspunkten einzuordnen begannen. Aber im Unterschied zum Fachbuch, zu Zeitschriften oder anderen Printmedien konnte das Medium der Schallplatte als primärer Tonträger mit der Entstehung des Rundfunks das Phänomen Jazz nicht nur klanglich, sondern zugleich am musikalischen Beispiel aufklärerisch einer noch breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Informierende und kommentierende What-Is-Jazz-Programme mit Einführungen zur Genese, Geschichte und Entwicklung des Jazz erscheinen ab den 1950er Jahren in zunehmenden Maße auf pädagogischen Schallplatten mit Hörbeispielen aus verschiedenen Epochen der Musikgeschichte. Ein frühes und hoch interessantes Dokument dieser Bestrebung aus der Zeit der frühen Jazzforschung war der aufklärerische, didaktische Versuch vom amerikanischen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein, den Jazz auf seine ganz persönliche und charmante Art in der Fernsehsendung Omnibus im New Yorker WCBS-Studio zu erklären, die auf einer gleichnamigen Schallplatte erschienen ist. Belehrende Beispiele hingegen kamen aus dem deutschen Bildungsbürgertum, wie etwa jene erstaunliche Schallplatte Was ist Jazz mit ausgewählten Musikbeispielen und gesprochenem Kommentar von Joachim-Ernst Berendt, welche für heutige Begriffe ausgesprochen veraltert und zudem unfreiwillig komisch wirkt. Auf naive, jedoch unkonventionelleste Art und Weise versuchte der aktive schwarze Jazzstar Julian « Cannonball » Adderley seinem jugendlichen Publikum mit der Kinderschallplatte A Child’s Introduction to Jazz den Jazz näher zu bringen, was aber eine Ausnahmeerscheinung blieb.

Musikbeispiele:

Gil Scott-Heron (vocal & piano): Is That Jazz?, XL Records XLLP-471
Leonard Bernstein: What is Jazz?, Columbia (US) CL-919
Joachim-Ernst Berendt: Was ist Jazz?, Philips (Germany) B-8405L
Cannonball Adderley: A Child’s Introduction to Jazz, Riverside (US) RLP-1435

Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

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