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New Guys on the Block – The Chicago Boys

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Meine Jazzkiste
  • 26 Chicago Boys
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26. Sendung (Erstausstrahlung: Februar 2011)

New Guys on the Block – The Chicago Boys

Ein frischer Wind kommt aus Chicago, der sogenannten “windigen Stadt“ am Lake Michigan. In den letzten Jahren entstand ganz abseits der modischen Trends und kaum beachtet von der internationalen Kritik eine neue junge Welle im Free Jazz von einer ethnisch und kulturell bunt gemischten Generation von draufgängerischen Profis, die sich der aus der Mode gekommenen Bauchmusik in Reinkultur gewidmet haben. Bekanntlich ist (oder war) das schwarze Ghetto von Chicago eine der Wiegen der experimentiellen Musik seit AACM (Assocation for Advanced Creative Musicians). Obwohl die Großstadt Chicago als Geburts- und Wirkungsstadt vieler der bekanntesten Persönlichkeiten der historischen und zeitgenössischen Blues- und Jazzmusikszene berühmt war, gab es lange Zeit hier keine nennenswerte Aktivität mehr zu verzeichnen. Nach Jahrzehnten der Stagnation und Frustration erlebt Chicago jüngst eine kleine Renaissance im Neuen Jazz als sich ein paar Enthusiasten aus dem Dunstkreis der AACM zusammen schlossen und in rühriger Art und Weise eine lebendige Jazzszene im Alleingang bildeten. Wenn auch einige Vertreter des Neuen Jazz aus Chicago stammten, sie mußten in jungen Jahren aus wirtschaftlichen bzw. strukturellen Gründen ihre Heimatstadt verlassen um woanders erfolgreich zu arbeiten. Besonders die seit den 60er Jahren ansässigen Avantgardisten der Great Black Music um Richard Muhal Abrams hatten zudem äußerst schwere Arbeits-, Lebens- und Rahmenbedingungen für ihre Karriere. Im Zuge der kunstfeindlichen Reaganomics hatten sich die ortsansässigen und verbitterten MusikerInnen und Orchester zunehmend in Arbeitsgemeinschaften und Selbsthilfe-Intitiativen organisiert, um in autonomen Kulturzentren, Colleges, Kunstgalerien und Künstlerateliers (den sogenannten Lofts)ihre Performances aufzuführen. So gründete man kreative Alternativnetzwerke, die vom legendären Hal Russell und seinem ebenso legendären NRG Ensemble ins Leben gerufen wurden und gelegentlich mit illustren Stars aus Europa (Peter Brötzmann, Peter Kowald, Han Bennink, Georg Gräwe, Mats Gustafsson, Joelle Leandre, Irene Schweitzer usw.) auftraten. Und seit geraumer Zeit steht wieder die “windige Stadt“ am Michigan See im Mittelpunkt einer radikalen Jazzerneuerung, angefangen von ehemaligen Mitstreitern des Sun Ra Arkestra über illustre Free-Jazz-Veteranen (Anthony Braxton, Henry Treadgill, Roscoe Mitchell, David S. Ware, Butch Morris, Bill Dixon) bis hin zu blutjungen Nachwuchstalenten. Zu den interessantesten Bands der Gegenwart gehört zweifellos das Chicago Underground Duo um Rob Mazurek und Chad Taylor und ihr eben gegründetes Exploding Star Orchestra mit allerlei Zaungästen. Inzwischen sind viele talentierte Newcomers, etwa David Boykin, Nichole Mitchell, Jason Adasiewicz, Josh Berman, Jason Ajemian, Jeff Parker, Frank Rosaly et al. zu diesem Kreis dazugestoßen. Die aktuelle Musikszene der Stadt bewegt sich in dem Spannungsfeld von Post-Rock, Ethno-, Electro- und Avantgarde-Jazz — und macht sogar großen Spaß beim Zuhören!

Musikbeispiele:

David Boykin Outet: Astro Lilly (David Boykin), rec. 1998
Josh Berman Group: Nori (Josh Berman), rec. 2007
Jason Ajemian: Light Up (Jason Ajemian), rec. 2006
Chicago Underground Duo (Rob Mazurek/Chad Taylor): Boca Negra – Beginn der Suite: Stay on the Floor (Mazurek/Taylor), rec. 2008
Jeff Parker Sextet: The Relative (Jeff Parker/Matthew Lux), rec. 2004
Exploding Star Orchestra (Rob Mazurek/Chad Taylor/Jeff Parker): aus der Suite: Sting Ray and the Beginning of Time (part 1), rec. 2006
Chicago Underground Quartet: Welcome (Rob Mazurek), rec. 2001
Jason Adasiewicz: Good Lookin Android (Jason Adasiewicz), rec. 2005

Gestaltung & Am Mikrofon: Helmut Weihsmann
Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

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