Ein Zeitzeug_innengespräch mit Fazlı und Sülvet Aktaş, Rabia Aktaş und Kübra Atasoy
Über 50 Jahre ist es jetzt her, dass Österreich das Anwerbeabkommen für Arbeitskräfte mit der Türkei abgeschlossen hat. In einer Zeit der Hochkonjunktur wurden Arbeitskräfte gebraucht und viele Menschen sind gekommen. „Gastarbeiter” und „Gastarbeiterinnen” wurden diese Menschen genannt, weil man davon ausging, dass sie – wenn man sie nicht mehr brauchen würde – wieder zurückgehen werden, in ihre Herkunftsländer. Doch viele sind geblieben, haben hier Familien gegründet oder nachgeholt. Diese Geschichte der Arbeitsmigration in Österreich ab den 1960er Jahren ist kaum Thema und fand daher auch nicht Eingang ins kollektive Gedächtnis.
Beim zweiten Zeitzeug_innengespräch von Jukus, das im Rahmen der Ausstellung „Avusturya! Österreich! 50 Jahre türkische Gastarbeit in Österreich” veranstaltet wurde, waren drei Generationen anwesend. Fazlı Aktaş ist 1964 als sogenannter Gastarbeiter nach Niederösterreich gekommen und hat im Mai zuerst bei der Firma Porr zu arbeiten begonnen. Er war somit mit einer der Ersten, der im Rahmen des Anwerbeabkommens mit der Türkei nach Österreich gekommen ist. Seine Frau Sülvet Aktaş ist 1965 nachgekommen und arbeitete bei Siemens. Die beiden Kinder sind dann 1968 nachgeholt worden. Die Tochter, Rabia Aktaş war auch beim Gespräch anwesend und hat Fragen beantwortet.
„Es hängt alles zusammen. Das ist ja die Problematik, dass man schwer über eine Generation reden kann, weil eine Kette an Dingen dahinter steckt”. Das sagte Kübra Atasoy, die Enkeltochter von Fazlı und Sülvet Aktaş beim Gespräch und bringt damit auf den Punkt, dass die heutige Situation von Migrant_innen und Menschen mit sogeanntem „Migrationshintergrund” sehr stark im Zusammenhang mit der Geschichte der (Arbeits-)Migration in Österreich gesehen werden muss. Kübra Atasoy hat das Gespräch auch moderiert.