Interview mit dem 1965 in Linz geborenen Lithografen und Grafik-Künstler Thomas Fatzinek über sein neues Buch „Schwere Zeiten. Das Leben der Lili Grün“.
Thomas Fatzinek hat nach einigen Büchern im Eigenverlag nun bei bahoe books einen Verlag gefunden wo er sich zuhause fühlt.
Denn sowohl dem Verlag, als auch dem Autor sind politische Themen ein Anliegen.
In seinem neuen Buch „Schwere Zeiten.“ erzählt Thomas Fatzinek das Leben der Schriftstellerin und Schauspielerin Lili Grün.
Lili Grün wurde 1904 in Wien geboren und wirkte in den 1920er Jahren in der neu gegründeten Bühne der Sozialistischen Arbeiterjugend mit, wo sie zur Kabarettszene um Ernst Busch, Annemarie Hase sowie Hanns Eisler gehörte und Gedichte so wie Geschichten veröffentlichte. Die Berliner Erlebnisse verarbeitete sie als sie wieder nach Wien zurück kam im Roman „Herz über Bord“.
Mit dem Anschluss Österreichs im März 1938 hatte Grün als jüdische Schriftstellerin schlagartig keine Möglichkeit mehr zu publizieren. Am 27. Mai 1942 wurde sie aus Wien deportiert und sofort nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Maly Trostinez am 1. Juni 1942 ermordet.
Fatzinek beginnt die Erzählung mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In einer sehr gerafften aber tief berührenden Geschichte zeichnet er die unterschiedlichen Phasen im Leben der Lili Grün. Ihre Körperhaltung auf den einzelnen Bildern lassen viel Raum, die Gefühle in den einzelnen Situationen nachzufühlen. Die von der schwierigen Lage in Wien geknickte Lili, blüht vorerst in Berlin auf, kommt dann aber von den politischen Umständen und ihrer Krankheit gezeichnet nach Wien zurück. Einer der beiden Koffer fehlt und der Mantel ist zur Jacke geworden. Thomas Fatzinek versteht es, in kleinen Details die Lebenslagen und Gefühle der Lili Grün seinen Leser_innen näher zu bringen.
Das letzte Bild ist ein Schwarz-Weiß Linolschnitt, er zeigt Lili Grün auf dem Bahnsteig vor dem Abtransport ins KZ. Aus der Dampflokomotive wächst die weiße Rauchwolke zur Sprechblase mit einem Zitat Lili Grüns: „Und immer wieder wenn die geliebte Eisenbahn / dich deinem Ziel entgegenbringt / wirst du mit fiebernden Wangen und / klopfendem Herzen die Ankunft erleben: / Wie schön ist diese Welt.“ (S. 80).