Vom Gehen, Beten, Sterben und Trauern. Zwei Forschungen zu Ritual und Volksfrömmigkeit

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Eigenklang — Die Sendung des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie
  • Eigenklang_2017_03
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In dieser Ausgabe von Eigenklang präsentieren wir zwei am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie abgeschlossene Dissertationsforschungen, die sich beide mit dem Phänomen der Volksfrömmigkeit – der gelebten religiösen Praxis abseits offizieller kirchlicher Normen – beschäftigen.

Im ersten Teil gehen wir mit Markus Göller auf die Wallfahrt von Herrnbaumgarten nach Zistersdorf im niederösterreichischen Weinviertel. Das besondere an dieser jährlichen Pilgerfahrt ist einerseits ihr Bestehen seit über 300 Jahren, was sich auch in den Textbezügen der Lieder und verschiedenen rituellen Handlungen ausdrückt. Andererseits ist bemerkenswert an dieser sich über zwei Tage erstreckenden Wanderung, dass fast durchgehend gesungen wird — und das acht Stunden pro Tag. Markus Göller hat von 2007 bis 2017 die Herrnbaumgartener Wallfahrt studiert und damit nicht nur als erster alle Gesänge im Detail dokumentiert, sondern auch eine von der 2012 verstorbenen Gerlinde Haid und Maria Walcher begonnene Feldforschung zum Abschluss gebracht.

Im zweiten Teil der Sendung begeben wir uns in den kroatischsprachigen Raum. Marko Kölbl hat im Burgenland, in Dalmatien und in der Herzegovina zur rituellen Totenklage geforscht. Dieser traditionell als Aufgabe der Frauen verstandene Brauch steht in einer starken Wechselbeziehung zur Konstruktion von Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit: Welche Formen von Trauer als öffentlich angemessen bewertet werden und in welchem Rahmen Trauer ausgedrückt werden kann oder soll ist eng mit dem sozialen Geschlecht verknüpft. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne verändern sich jedoch auch die kulturellen Normen für den Ausdruck von Trauer und mit ihnen auch die Handlungs- und Interpretationsspielräume von Männlichkeit und Weiblichkeit.

Die Tonbeispiele der Sendung umfassen Feldaufnahmen von Markus Göller und Marko Kölbl, Gerlinde Haid und Maria Walcher sowie aus dem 1998 erschienen Buch „…und sie singen noch immer”, Musik der burgenländischen Kroaten, herausgegeben von Ursula Hemetek.

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