„Über die Dummheit“ – Interpretationen zu einem bemerkenswerten Vortrag von Robert Musil aus dem Jahr 1937
Am 17. März 1937, also vor exakt 80 Jahren, gab Robert Musil – auf Einladung des Österreichischen Werkbundes in Wien – in seiner letzten Veröffentlichung Anworten auf die Frage: Was ist eigentlich Dummheit?
Bereits in der Einleitung verdeutlicht er die Gefahr, die ein derartiges Thema in sich birgt und vielleicht auch zu mancherlei Schaden führen oder sogar als „Störung der zeitgenössischen Entwicklung ausgelegt werden“ könnte. Kulturpolitische „Dummheit“ war bereits in der Jubiläumsrede beim Schutzverband Deutscher Schriftsteller (1934) und der „Pariser Rede“ (1935) der zentrale Angriffspunkt Musils, der die Sprache seiner Zeit als von politischer Propaganda verdorben interpretierte.
Durch Musils Texte zieht sich die kritische Auseinandersetzung mit der Verführbarkeit der Menschen durch die Sprache, meint der Musilforscher Walter Fanta, Herausgeber der 12-bändigen Musil-Gesamtausgabe, deren erste drei Bände vor kurzem erschienen sind. Alle Texte und Informationen dazu werden über ein Onlineportal zur Verfügung gestellt. Auf der Startseite findet man das Musilzitat: „Viel von sich selbst zu reden gilt als dumm. Dieses Verbot wird von der Menschheit auf eigentümliche Weise umgangen: durch den Dichter!“
Im Studiogespräch erläutert und interpretiert der Germanist und Historiker Dr. Walter Fanta einzelne Textstücke und Aussagen aus „Über die Dummheit“ und stellt Robert Musils Werk in seinem historisch-politischen Kontext vor.