Abstrakte Kunst, Werke indigener Völker, Arbeiten von Kindern und von psychisch beeinträchtigten Menschen gelten heute als unverbildet und unverfälscht. Eine Ausstellung im Lentos zeigt österreichische Art brut, in der neben der Zeichnung auch Malerei, Fotografie und Video zu sehen ist.
Rohe unverbildete Kunst
Johann Hauser, Oswald Tschirtner und August Walla sind heute bekannte Namen österreichischer Art brut Kunst, die in der Landesnervenklinik Niederösterreich/Gugging entstanden war. Die umfangreiche Ausstellung im Lentos zeigt nun Zeichnungen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wahn aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die neben den Werken sogenannter Gugginger Art-brut-Künstler auch Arbeiten von Rainer, Pongratz, Frohner oder Nitsch zeigt.
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg waren die KünstlerInnen in Österreich auf der Suche nach einem unberührten, authentischen Ausdruck in der Kunst. Die 1960er und 1970er waren dann auch hierzulande von Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Leben, neuen Kunstsparten, Drogenexperimenten und von neuen Gesellschaftsmodellen geprägt.
In der Ausstellung werden neben Malerei und Fotografie vor allem Art-brut-Zeichnungen und psychisch durchdrungene Zeichnungen österreichischer Künstler gemeinsam präsentiert und vermitteln ein Kunstwollen, mit dem eine ganze Generation überkommene Strukturen hinter sich lassen wollte.
Ein Interview mit der Kuratorin Dr. Brigitte Reutner gibt Einblick in Leben und Werk der Gugginger Künstler-Patienten und was es mit den Begriffen „Art brut“ und „Zustandsgebundene Kunst“ auf sich hat.