„Die Welt von oben verändern? Linke Regierungen und ihre Grenzen“ titelte die Veranstaltung mit Raúl Zibechi letzten Freitag in den Räumlichkeiten des Funkhauses von Radio Helsinki.
Die linken Regierungen Lateinamerikas haben vor einigen Jahren – über den Kontinent hinaus – Hoffnungen auf eine Politik jenseits des Neoliberalismus geweckt. Was daraus geworden ist? Dazu wurden die Erfahrungen der letzten Jahre in Lateinamerika und die immer aktuelle Frage nach dem Verhältnis von Partei, Regierung und Bewegung diskutiert. Wir haben im Anschluss ein Interview mit ihm geführt. Zibechi ist einer der wichtigsten linken Intellektuellen Südamerikas und arbeitet als Journalist und ist Autor zahlreicher Bücher. Sein Interesse gilt der Erforschung, Begleitung und Unterstützung der sozialen Bewegungen Lateinamerikas.
ANMOD:
Am Freitag den 26. Mai gab es im Helsinki-Funkhaus einen Vortrags- und Diskussionsabend mit einem der renommiertesten linken Intellektuellen Südamerikas, Raul Zibechy.
Der aus Uruguay stammende Raul Zibechy ist Journalist, Autor, Sozialforscher und er versteht sich selbst als Teil der Bürgerbewegungen, die im Fokus seiner Arbeit stehen.
Seine jüngeren Arbeiten drehen sich um den Kompetenzverlust der links ausgerichteten Staatsregierungen in Südamerika. In den letzten 15-30 Jahren gab es in vielen Staaten Südamerikas Machtübernahmen von linken Regierungen. Nach einer gewissen Zeit der erfolgreichen Armutsbekämpfung haben viele jedoch den Kontakt zu den Bürgerbewegungen und ihre gestalterische Kraft verloren, da strukturelle Reformen verabsäumt wurden.
Zibechy bündelt daher seine Beobachtungen in dem Arbeitstitel
„Die Welt von oben ändern (?)“
und meint dies als zweifelndes Resumee der letzten beiden Jahrzehnte.
Unter eben diesem Titel, allerdings mit Fragezeichen versehen, stand daher der Abend, der von der Interventionistischen Linken Graz veranstaltet wurde.
Viele Fragen wurden dabei angesprochen und natürlich interessierte sich das Grazer Publikum insbesondere für die Erfahrungen und Entwicklungen der Bürgerbewegungen in Südamerikanischen Ländern im Abgleich zu Europa.
Ich hatte nach dem formalen Ende der Veranstaltung die Gelegenheit, ein kurzes Interview zu führen.
ABMOD:
Die Verhältnisse in Südamerika scheinen auf den ersten Blick prinzipiell anders als bei uns zu sein, da wir doch allgemein davon ausgehen, dass hierzulande Strukturreformen längst getätigt wurden oder, wenn es notwendig ist, diese nicht unmöglich sind.
Jedoch ist der Ausverkauf von öffentlichem Gut an private Unternehmen auch bei uns nicht fremd. Ebenso das Agieren der Politik ohne Einbeziehung derjenigen, die die Dringlichkeit bestimmter Themen, z.B. im Sozial- und Umweltbereich, erkannt und aktuell gemacht haben.
Es lohnt sich also eine genaue Betrachtung.