Bildung im Wandel – Anmerkungen zur „Praxis der Unbildung“
Vor Fake-News schützt nur handfestes traditionelles Wissen. Digitale Medien hingegen produzieren Unsicherheit und machen Informationen von Algorithmen abhängig. Auf dieser Erkenntnis basierend formuliert der Philosoph Konrad Paul Liessmann seine Kritik an der Digitalisierung des Schulunterrichts. Nach den Plänen des Unterrichtsministeriums sollen Lehrer/innen und Schüler/innen der fünften und neunten Schulstufe mit Tablets und Laptops ausgestattet werden.
Der Prozess des Lernens ist laut Liessmann ein sozialer Vorgang – für effektives Lernen seien daher die Lehrperson und der Lernort maßgeblich. Die unreflektierte Ausstattung mit digitalen Geräten allein aus dem Grund einer Digitalisierungsstrategie sei weder notwendig noch wünschenswert. Im Gegenteil: Digitalisierung führe immer zu einer Normierung auf einer niedrigeren Ebene.
Zu bedenken sei, dass das Projekt der Digitalisierung von manifesten Wirtschaftsinteressen getragen ist. Rasche technische Neuerungen machen laufende Neuanschaffungen notwendig — eine Entwicklung zu Gunsten der entsprechenden Konzerne. Dies hätte, so Liessmann, bereits in der Vergangenheit zur Produktion von „Technikfriedhöfen“ an Schulen geführt.
Im Studiogespräch erläutert Univ.-Prof. Mag. Dr. Konrad Paul Liessmann, Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien, seine Theorien zu Bildung und digitaler Technik und gibt Einblick in sein Werk „Geisterstunde: Die Praxis der Unbildung“.