Burkina Faso, das ist „das Land der Integren“ – zumindest wenn man den Namen des westafrikanischen Landes ins Deutsche übersetzt. „Land der Integren“ nennt Günther Lanier, einer der besten Burkina Faso-Kenner im deutschsprachigem Raum, auch sein kürzlich im Linzer Guernica-Verlag erschienenes Buch. Am Montag, dem 9. April hat er dieses ab 19:30 im Kepler-Salon Linz vorstellen.
Zuvor war Lanier im Studio von Radio FRO zu Gast um im Bücherwahl über sein Buch, dem Antrieb es zu schreiben, seinen Abschiedsschmerz und seine Zukunftserwartungen für das westafrikanische Land zu sprechen.
Land der Integren
Burkina Fasos Geschichte, Politik und seine ewig fremden Frauen
Die erste Hälfte dieses Buches begleitet Burkina Faso – das Land der Integren – durch seine Geschichte. Von der Zeit “vor der Schrift“, über die Kolonialgeschichte des Landes bis herauf zur neokolonialen/neoliberalen Gegenwart – eine Geschichte der brutalen Unterdrückung aber immer auch des Aufbegehrens und des Befreiungswillens. Nachdem Kolonialismus und Neokolonialismus das Land gründlich an die Peripherie einer immer globaleren Welt gerückt hatten, brachte die Revolution unter Führung Thomas Sankaras 1983 erstmals wesentliche Impulse für eine fortschrittliche Entwicklung. Doch nach Sankaras Ermordung im Jahr 1987 wurde Burkina Faso zur Freude der Neokolonialmächte zurück auf den neoliberalen Weg gesteuert. Erst nach 27 bleiernen Jahren setzte ein Volksaufstand 2014 dem semi-autoritären System unter Blaise Compaoré ein Ende. Nach einjähriger Übergangszeit wurde aber eine Equipe an die Staatsspitze gewählt, die tief im alten Machtapparat wurzelt. Kann und will sie die Hoffnungen auf einen grundsätzlichen Wandel erfüllen?
In der zweiten Hälfte des Buches stehen endlich Frauen im Mittelpunkt, die in der offiziellen Geschichte nur selten sichtbar sind. Aber: Wenn das Land bis heute überlebt hat, dann dank seiner Frauen, die mehr als 70% zur Volkswirtschaft beitragen. Statt Dank ernten Frauen und Mädchen oft Gewalt, die von „Hexenvertreibungen“ bis hin zur Exzision reichen, die v.a. an kleinen Kindern praktizierte Form des Zurechtschneidens des weiblichen Geschlechts.
Zum Autor:
Günther Lanier, 1958 in Wien geboren, 1974-76 Stipendiat am Atlantic College in Süd-Wales. Studium der Ökonomie und Ethnologie in Wien, ersteres bis zum Ende. 1991 Publikation der Abschlussarbeit zur indischen Entwicklungspolitik. Diverse Anstellungen, Publikationen und Unterrichtstätigkeiten (an Unis, dazu an einem United World College) in Österreich, in Indien, in Burkina Faso et al. Seit 2002 Lebensmittelpunkt in Ouagadougou und Engagement in multilateralem (Unicef), bilateralem (deutsche und österreichische Kooperation) und vor allem zivilgesellschaftlichem Kontext gegen Gewalt an Frauen.
LAND DER INTEGREN
Burkina Fasos Geschichte, Politik und seine ewig fremden Frauen
Format A5, 552 Seiten, ISBN: 978-3-9503578-7-5, €19,50
guernica-Verlag, 2017
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