Weltempfänger: Fünf Jahre nach Rana Plaza

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  • 2018.04.23_1800.10-1850.10__Frozine
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Am 24. April jährt sich die Katastrophe von Rana Plaza in Bangladesch, bei der über 1.100 TextilarbeiterInnen starben, zum 5. Mal. Im Infomagazin gehen wir der Frage nach, was sich seither verändert hat. Michael Wikl war als Arzt im Einsatz in Nordsyrien und berichtet über seine Erfahrungen.

Jahrestag Rana Plaza – Die größte Katastrophe der Textilindustrie

Am 24. April 2013 starben beim Einsturz der Rana Plaza Fabrik in Bangladesch mehr als 1100 Menschen. Mehr als 2.000 Menschen wurden verletzt. Die Näherinnen und Näher produzierten für deutsche und europäische Modeketten wie KIK, NKD, C&A und Primark. Trotz behördlich festgestellter Sicherheitsmängel befanden sich tausende Frauen und Männer in den fünf im Rana Plaza-Gebäude untergebrachten Textilfabriken und nähten T-Shirts, Hosen und Jacken für den Export nach Europa und in die USA. Kurz vor neun Uhr stürzte das Gebäude in Savar, in der Nähe von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, ein. Es war bei weitem nicht das erste skandalöse Unglück, jedoch war es das mit der größten Opferzahl. So rückten die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der globalen Textilproduktion verstärkt in die öffentliche Aufmerksamkeit. Als Reaktion auf Rana Plaza einigten sich im Mai 2013 internationale Bekleidungsunternehmen und Gewerkschaften auf ein rechtlich bindendes Abkommen (Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh), um Sicherheitsmängel in Zuliefer-Fabriken in Bangladesch systematisch zu beheben. Im Mai 2018 läuft das ursprüngliche Abkommen aus. In Österreich appelliert die Clean Clothes Campaign an alle Unternehmen, die von Bangladesch Bekleidung beziehen, das Folgeabkommen zu unterzeichnen. Die Clean Clothes Kampagne in Österreich ist Teil der Clean Clothes Campaign, einem internationalen Netzwerk mit über 250 Partnerorganisationen weltweit, das sich für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sportartikelproduktion einsetzt. In Österreich wird die Kampagne von Südwind koordiniert und von zahlreichen gewerkschaftlichen, kirchlichen, frauen- und entwicklungspolitischen Organisationen getragen.

Von 23. bis 28. April 2018 ist Fashion Revolution Week. Im Gedenken an Rana Plaza sind KonsumentInnen, DesignerInnen, ProduzentInnen und HändlerInnen eingeladen, sich mit der Frage „Who made my clothes?“ auseinanderzusetzen. Auf allen fünf Kontinenten finden in dieser Woche Aktionen statt, die die Herkunft von Kleidung kritisch beleuchten. Bei Aktionen und Veranstaltungen in Innsbruck, Salzburg, Graz und Klagenfurt wird der Verstorbenen und Hinterbliebenen gedacht und an Bekleidungsunternehmen appelliert die Sicherheitsmängel in Fabriken zu beheben. In einem Beitrag hören wir ein Interview mit Radio Corax aus dem Jahr 2017 mit Tim Zahn, Vertreter vom Textilbündnis, in dem er erklärt, was sich seit 2014 für die NäherInnen in Bangladesch getan hat und warum es nach wie vor eine Fashion Revolution Week braucht.

Die Arbeitsbedingungen in Bangladesch sind nach wie vor denkbar schlecht – der Mindestlohn wurde seit Jahren nicht erhöht, Gewerkschaftsarbeit wird durch die Regierung verhindert. Eine Arbeitsrechtlerin meinte dazu: „Wenn wir unsere Stimme erheben, bekommen wir Probleme.“ Im Jahr 2016 sind nach Demonstrationen für höhere Löhne rund 2.000 ArbeiterInnen entlassen worden. Davon stehen nun 160 auf einer schwarzen Listen, wonach sie keine Jobs mehr bekommen. Etwa 35 GewerkschaftlerInnen landeten nach der Demonstration für einige Zeit im Gefängnis. Christina Schröder, Redakteurin vom Südwind Magazin, hat mit  Humaira Aziz, Menschen- und Frauenrechtlerin aus Bangladesch, gesprochen und sie zur Situation in den Nähereien in Bangladesch befragt. Marlene Pfisterer hat einen längeren Beitrag zu dem Thema gestaltet, aus dem der im heutigen Info-Magazin gespielte Ausschnitt stammt, in dem sie auch erklärt, was genau die Clean Clothes Kampagne leistet.

Als Reaktion auf die Brandkatastrophe der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013, kündigte der Modekonzern H&M vor vier Jahren an, alle MitarbeiterInnen in der Produktionskette bis 2018 existenzsichernd entlohnen zu wollen. H&M hatte damals eine Vorreiterstellung und wurde viel gepriesen. Radio Corax hat mit Bettina Musiolek vom Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsen gesprochen, das Teil der CCC ist, und nachgefragt, was eigentlich aus diesem historischen Versprechen geworden ist.

Beiträge zum Nachhören: Interview mit Tim Zahn, Fashion Revolution Week, Existenzsichernde Löhne bei H&M?

Die Situation in Nordsyrien

Radio Bermuda hat mit dem Arzt und Anarchisten Michael Wilk über seinen Einsatz in Nordsyrien, die deutschen Waffenexporte nach Syrien und die Friedensbewegung gesprochen. In Nordsyrien verteidigt die säkulare Kurdenmiliz YPG die Enklave Afrin gegen die türkische Armee und deren islamistische sowie turkmenische Verbündete. Das Volk der Kurden beharrt auf Autonomie, die Türkei hingegen will die kurdische Selbstverwaltung zerschlagen.

Beitrag zum Nachhören: freie-radios.net

 Moderation: Nora Niemetz
CC-Musik: Sergey Kovchik, Paolo Orecchia

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