Von Unten im Gespräch, Ausgabe vom 23.4.2018
Westsahara liegt an der afrikanischen Nordwestküste und wird als letzte Kolonie Afrikas bezeichnet. Seit den 1970er Jahren kämpft Frente Polisario, die Befreiungsbewegung der Saharawi, um die Unabhängikgiet von Westsahara.
Die Kolonialmacht Spanien zog sich zwar in den 1970er Jahren, auch unter dem Druck der UNO, aus dem Gebiet zurück, trat aber dennoch 1974 die Verwaltung der Westsahara an Marokko und Mauretanien ab. Daraufhin marschierten die Armeen der beiden Nachbarstaaten ein, Marokko siedelte zusätzlich hunderttausende Zivilist*innen im Gebiet der Westsahara an. Die Frente Polisario organisierte den Widerstand und proklamierte 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS), die von ca. 80 Staaten anerkannt wurde und Mitglied der afrikanischen Union ist. Ein großer Teil der Zivilbevölkerung flüchtete ins Exil, in die südwestalgerische Wüste bei Tindouf, wo nach jüngsten Zählungen der UNO 172.000 Saharawi in fünf Geflüchtetenlagern leben.
Mauretanien zog seine Armee nach mehreren Jahren wieder ab und Marokko erbat 1991 einen von der UNO vermittelten Waffenstillstand mit der Absichtserklärung, ein Referendum über den Status der Westsahara durchzuführen. Seit 1991 überwacht die UNO den Waffenstillstand und verweigert Marokko das versprochene Referendum. Und Frankreich verhindert im Sicherheitsrat seit 1991, dass das UNO Mandat auch ein Menschenrechtsmonitoring in den besetzten Gebieten einschließt. Ein spanisches Gericht beurteilte das Vorgehen Marokkos in den besetzten Gebieten als Genozid an den Saharawi.
Der Westsahara-Konflikt ist ein Überbleibsel der Ära der Befreiungsbewegungen, Revolutionen, Konterrevolutionen und Diktaturen der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. In der aktuellen Ausformung schon 42 Jahre alt, fand und findet er keinen Einlass in den veröffentlichten Diskursen.
Bei VON UNTEN IM GESPRÄCH sind heute zu Gast:
Fatimetou Sidi Mohamed Ahmed (Professorin an der pädagogischen Akademie der Universität Tifariti in den Flüchtlingslagern, aktiv in der Frauenbewegung der Saharawi)
Fatimetu Labeida Hamdi (Professorin für Spanischunterricht an Grundschulen in den Flüchtlingslagern)
Hubert Höllmüller (Professor an der FH Kärnten, Hrsg. von: «Westsahara – ein besetztes Land, bei den Flüchtlingslagern der Polisario in Algerien»)
Edgar Sorgo (Künstler, war im Nov. 2017 in den Flüchtlingscamps).
Gemeinsam mit Wolfram Scheucher werden Hintergründe und aktuelle Entwicklungen diskutiert.
Es ist immer traurig, die algerische Rhetorik über den Westsahara-Konflikt zu lesen. Diese algerischen Saharauis haben keine Legitimität gegenüber der Westsahara. Westsahara ist für die marokkanischen Sahrauis, die auf ihrem Territorium in Südmarokko bereits souverän sind. Die Polisario-Guerillas (FARC von Nordafrika) müssen die Sequestrierung und die Unterdrückung der Sahraouis stoppen, die aus Mauretanien, Mali … kommen und in den Gulags leben. Algerische Propaganda ist verwerflich. Das algerische Militär wird früher oder später für den Genozid in der Sahara bezahlen.
Ahmed Salem Amr Khaddad
WestSaharawi