Im Nord-Osten Wiens schwelt schon seit 2011 ein Konflikt zwischen BürgerInnen und der Wiener Stadtregierung. Der Brennpunkt der Auseinandersetzung sind die, neben dem Floridsdorfer Heeresspitals lebenden, Ziesel. Die 25cm großen Nager aus der Gattung der Erdhörnchen gelten als stark gefährdet und werden in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) als streng zu schützende Art eingestuft. Nicht nur die Individuen sind geschützt, auch deren Lebensräume. Es gilt ein Verschlechterungsverbot.
Auf dem Areal neben dem Heeresspital, auf dem es ein großes Zieselvorkommen gibt, werden neue Wohnungsgebäude errichtet und es sind weitere geplant.
Jährlich lädt die IGL-Marchfeldkanal, die Interessensgemeinschaft Lebensqualität Marchfeldkanal zu einer Führung vor Ort.
Wo sonst findet man Bauprojekte bei denen laut Behörde „kein Ziesel zu Schaden kommt“, obwohl in baustellennahen Bereichen eine Wintersterblichkeit von über 40% festgestellt wurde?
Wo sonst kann man zwei identisch aussehende Baustellen bestaunen, von denen eine laut Naturschutzbehörde keinerlei Auswirkungen auf den benachbarten Ziesellebensraum hat, und deshalb kein naturschutzrechtliches Verfahren durchgeführt werden musste, während eine einige Meter weiter gelegene Anlage Ziesellebensraum im Umkreis von 50 Metern unbrauchbar machen soll? Wer jetzt glaubt, eines der beiden Verfahren sei grob fehlerhaft gewesen, liegt vermutlich richtig. Rechtsgültig sind trotzdem beide Entscheidungen.
Auch heuer bot die IGL-Marchfeldkanal für Interessierte eine spannende Führung durch den bedrohten Lebensraum der Ziesel und seine Nachbarschaft. Eine Möglichkeit sich selbst ein Bild von der aktuellen Lage der selten gewordenen (und streng geschützten) Ziesel zu machen und der massiven Gefährdung durch laufende und geplante Bauvorhaben.
Weitere Informationen:
Interessensgemeinschaft Lebensqualität Marchfeldkanal
https://ziesel.org/
Unsere Signation ist unter CC-Lizenz folgendem Titel entnommen:
„Coolman“ aus dem Album „Kogani“ der Formation Suerte
Die Interviews führte Jutta Matysek, Sendungsgestaltung Andreas Pruner.