Gedenkjahr 2018

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Eröffnung Haus der Geschichte Österreich- Direktorin Monika Sommer zu Gast bei Sigrid Ecker. Novemberpogrome- Wie gedenkt Linz? Martin Wassermaier befragt BM Klaus Luger und Charlotte Herman, Präsidentin Israelitische Kultusgemeinde Linz.

Am 12. November 1918 wurde Österreich zur demokratischen Republik ausgerufen. Ziemlich genau 100 Jahre später öffnet das erste österreichische Museum für Zeitgeschichte- das Haus der Geschichte Österreich seine Pforten. Am 9. November 1938 fanden die Novemberpogrome in Österreich statt. Wie gedenkt Linz heute?

Ende 1918 zerfiel das Habsburgerreich, die Monarchie war endgültig niedergegangen. Der erste Weltkrieg hinterlies Elend und Not, Hunger, viele Tote und Gefangene. Und trotzdem gingen die Menschen für ihre Rechte und Anliegen auf die Straße, wollten endlich demokratische Teilhabe leben.

Am 12. November 1918 wurde die Republik Deutschösterreich ausgerufen, die bald in Republik Österreich umbenannt wurde- eine neue Staatsform, die demokratische Republik, bei der das Recht nun vom Volk ausgeht, wurde gegründet. Bei den ersten Parlamentswahlen nach dem Krieg waren erstmals auch Frauen wahlberechtigt.

Am Samstag, den 10. November 2018 öffnet das Haus der Geschichte Österreich seine Pforten in der Neuen Hofburg am Heldenplatz in Wien. Direktorin Monika Sommer nahm sich zu einem ausführlichen Gespräch Zeit mit Redaktionsleiterin Sigrid Ecker.

Sie sprachen unter anderem über den Weg der Gründung dieses Museums für Zeitgeschichte, das republikanische Bewusstseins der österreichischen Bevölkerung, wie auch dem schnellen, aber umso heftigeren Niedergang dieser demokratischen Errungenschaften während der Zeit des Nationalsozialismus.Was darf man sich erwarten von der ersten Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse- Österreich seit 2018“, sowie von den Eröffnungsfeierlichkeiten und dem großen Anspruch eines Dialograums der Gegenwart.

  • Monika Sommer, Historikerin und Kuratorin, Gründungsdirektorin Haus der Geschichte Österreich

Die Novemberpogrome 1938 in Österreich und das Gedenken der Stadt Linz heute
In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 begann die systematische Vertreibung, Enteignung und dann Vernichtung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Nacht und den darauf folgenden Tagen fanden im gesamten Deutschen Reich Pogrome, also gewaltsame Ausschreitungen gegen eine Minderheit, in diesem Fall gegen die jüdische Bevölkerung statt und werden daher heute als Novemberpogrome bezeichnet. Was geschah an diesem Tag? Ein junger Jude ermordete in Paris den deutschen Botschaftssekretär, da er wegen der Abschiebung seiner Eltern nach Polen verzweifelt war. Dies nahmen die Nationalsozialisten zum Vorwand gegen Besitz, Synagogen und Leben der jüdischen Mitbürger*innen aufs Brutalste vorzugehen. Der lange geschürte Hass der Bevölkerung gegen Jüd*innen fand sein Ventil. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels sprach davon, dass diese Ausschreitungen ein »spontaner Ausbruch des Volkszorns« gewesen seien.

Genau 80 Jahre also waren Zeit, um auch im öffentlichen Raum der oberösterreichische Landeshauptstadt Linz der vielen jüdischen Opfer des NS-Terrorregimes zu gedenken. Doch da findet man wenig.

Diese Diskussion wurde durch Talya Lador-Fresher, israelische Botschafterin in Österreich, im Frühjahr 2018 erneut angestoßen, die anlässlich ihrer Teilnahme an der 50-Jahrfeier zur Wiedererrichtung der Linzer Synagoge kritisierte, dass Linz – etwa im Vergleich zu anderen Städten im deutschsprachigen Raum – noch immer keine Stolpersteine zur personalisierten Erinnerung eingerichtet habe.

Am 25. Oktober kam ein diesbezüglicher Antrag der Grünen im Linzer Gemeinderat zur Abstimmung – und wurde durch die Mehrheit von SPÖ und FPÖ kurzerhand abgelehnt, was wiederum ein breites Unverständnis nach sich zog. Vor allem aber sollte der Redebeitrag des FPÖ-Fraktionsvorsitzenden Günther Kleinhanns nicht unwidersprochen bleiben, in dem er die Auffassung vertrat, die nachfolgenden Generationen seien am Erinnern nicht mehr interessiert.

Gerade im Gedenkjahr 2018 kommt es viel mehr darauf an, konstruktive Lösungen zu entwickeln und das Gedenken an die jüdischen NS-Opfer auch in Linz in einer dauerhaften Form in den öffentlichen Raum einzuschreiben.

FROzineredakteur Martin Wassermair sprach dahingehend mit

  • Charlotte Herman, Präsidentin Israelitische Kultusgemeinde Linz
  • Klaus Luger, SPÖ-Bürgermeister der Stadt Linz

 

Moderation und Gestaltung: Sigrid Ecker

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