24|11|18 Dem Anschein nach vollzieht unsere Gesellschaft eine Bewegung von ursprünglich religiös überformten Paarbeziehungen hin zu zunehmend offeneren Formen von Beziehungen. Wir wollten versuchen, diese Bewegung nachzuzeichnen, aber auch zu hinterfragen, ob bzw. inwiefern sie tatsächlich gesellschaftlichen Tatsachen entspricht oder (wenigstens zu einem erheblichen Teil) eher ein medial inszeniertes Randphänomen darstellt. Fernerhin versuchten wir der Frage nachgehen, wie weit sich Veränderungen zwischenmenschlicher Beziehungen möglicherweise mit anderen gesellschaftlichen (materiellen, politischen, ökonomischen …) Umbrüchen in Verbindung bringen lassen. „Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe“, schreibt Nietzsche, „es ist aber immer auch etwas Vernunft im Wahnsinn.“
Wir konnten Frau Irene Berkel, Dekanin der Fakultät für Bildungswissenschaften, und Frau Maria Wolf vom Institut für Erziehungswissenschaften gewinnen, die sich aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven mit den geschichtlichen Veränderungen von Beziehungen, Liebe und Begehren beschäftigten. Mit ihnen diskutierten die Koordinatorin und Sexualberaterin der Beratungsstelle “Courage Innsbruck”, Frau Ramanie Ramalingam, und Frau Lisa Vesely, psychologische Beraterin mit Schwerpunkt auf Paar- und Sexualberatung bei “Beziehung Bewegt” (Wien). Wir hofften, auf diese Weise sowohl der wissenschaftlichen Makroperspektive gerecht werden zu können als auch einen Einblick in konkrete lebensweltliche Dimensionen zu erhalten.