Wir eröffnen 2019 mit unseren Gästen, den Musikexperten und -historikern Sabine Nikolay und Xavier Plus, und einem gemeinsamen Rückblick ins Jahr 1969.
Dieses Jahr sollte von der Mondlandung, anhaltenden Studentenunruhen und Demonstrationen gegen den Krieg in Vietnam, dem Beginn der Kanzlerschaft Willy Brandts, dem Literaturnobelpreis Samuel Becketts, den legendären Auftritten von Blind Faith (7.6.1969) und den Rolling Stones (5.7.1969) im Hyde Park, den Festivals in Woodstock (15. bis 17.8.1969) und Altamont (6.12.1969), dem Tod von Brian Jones oder dem Zerbrechen der Beatles geprägt werden. Das ist heuer 50 Jahre her.
Das Jahr 1969 begannen die Beatles gemeinsam mit Billy Preston an der Orgel gleich Anfang Jänner mit Sessions in den Londoner Twickenham Studios: Paul McCartney hoffte, der Entfremdung der Mitglieder der Band durch ein Filmprojekt entgegenzuwirken, das die Band beim Erschaffen einer neuen LP begleitete. Live vor der Kamera, mündend in einem unkonventionellen Live-Konzert, nach jahrelanger Konzertabsenz, das war der Plan. So entstanden am 30.1.1969 am Dach des Apple-Labels der Beatles in der Saville Row 3 die Aufnahmen des legendären Rooftop-Konzerts. John Lennon beendete es mit den Worten „I hope we passed the audition.“ Dennoch: Keine Wiedergeburt der Band, sondern ihr Abschied.
Eric Clapton verabschiedete sich ebenfalls, und zwar von seiner Epoche-definierenden Band Cream, die gerade in den USA den Blues aus der Nische in die Charts katapultiert hatte. Inspiriert von den Bootleg Aufnahmen von The Band mit Bob Dylan, die in London seit Ende 1967 zirkulierten, empfand er Cream als “outdated and boring” und gründete mit Steve Winwood, Rick Greech und Ginger Baker Blind Faith. Das Debüt folgte live vor 100.000 Menschen im Hyde-Park, wo die Rolling Stones kurz darauf bei einem noch weitaus größeren Konzert in Erinnerung an den zu früh gegangenen Brian Jones Schmetterlinge fliegen ließen.
London zu dieser noch immer swingenden Zeit voll bunten Lebens und nicht enden wollender Energie, mittendrin auch: der stille Nick Drake, die lauten Led Zeppelin, die psychedelischen Pink Floyd, das Chamäleon David Bowie, Fairport Convention, sie alle veröffentlichten in diesen Monaten Klassiker, und die Musik strahlt aus, Nina Simone, Ella Fitzgerald, Aretha Franklin et altri covern die Hits aus dem UK.
1969, das Jahr, das den Höhepunkt und auch das Ende der Hippie-Ära dokumentieren wird. Daraus bereiten wir ein Bouquet. Auch dieses Mal: It will be worth every second: musik für wachsame headz. Tune in & enjoy! KRAFT & HELL