Andrea Komlosy, Grenzen, Vortrag
Andrea Komlosy, Professorin am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, präsentiert ihr aktuelles Buch «Grenzen, Räumliche und soziale Trennlinien im Zeitenlauf» (Promedia, www.mediashop.at).
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs triumphierte die Ideologie der Grenzenlosigkeit. Systembarrieren waren gefallen. Innerhalb des EU-Schengenraumes wurden die Binnengrenzen aufgehoben. Es schien, als würde es demnächst keine Grenzen auf der Welt mehr geben. Doch bald kippte die Euphorie um die proklamierte Grenzenlosigkeit. Sie machte dem Ruf nach Wiedererrichtung von Grenzen Platz: gegenüber MigrantInnen, gegenüber chinesischen Firmenübernahmen, gegenüber einer Islamisierung der europäischen Gesellschaft und vielen anderen «fremden» Einflüssen. Quer durch alle weltanschaulichen Lager bricht ein Konflikt zwischen zwei Fraktionen auf: «Grenzen zu» versus «No border». Hinter den unterschiedlichen Ideologien verbergen sich handfeste Interessen. Ob fremdenfeindlich oder fremdenfreundlich, beide Lager weisen eine Gemeinsamkeit auf: Sie instrumentalisieren die Grenze in Hinblick darauf, wie sie — durch Befestigung oder durch Abbau — dem Wohlergehen der eigenen Gruppe in der Gesellschaft bzw. der jeweiligen Vision davon nutzt. Andrea Komlosy schreibt dagegen an, die Grenze zum Wunschbild oder Feindbild zu stilisieren. Ein historischer Blick auf die Entwicklung von Grenzen hilft dabei, ihren wechselhaften Gebrauch im Laufe der Geschichte aufzuzeigen.
Iron Curtain Tour, Aus dem Reise-Blog von Mario Lang
Am 14.Juli beendet dieses Jahres beendete der Fotograf der Straßenzeitung Ausgustin, Mario Lang, seine Iron Curtain Tour mit dem Fahrrad. Die Strecke entlang des Eisernen Vorhangs zwischen dem Schwarzen Meer und der Barentsee, die er in mehreren Etappen zurücklegte, ist mehr als 10000 Kilometer lang. vor. Mario Langs Foto-Show im Aktionsradius dokumentiert, wie der Spalt, den der Kalte Krieg quer durch Europa zog, überwunden geglaubte gesellschaftliche, geografische, städtebauliche Zustände bis heute konservierte. Künftige Iron Curtain — BikerInnen werden schon «reformierte» Zustände kennen lernen. Die Schlaglöcher werden bleiben, aber nach jedem zehnten Schlagloch wird globalisierte Systemgastronomie zur Einkehr locken. Denn die kommunistische Vision der Gleichheit wird auf paradoxe Weise realisiert sein: Jedem Menschen, ob arm oder reich, ob russisch oder antirussisch, das gleiche Fastfood aus der argentinischen Pampa! (http://www.vorhangauf.international)