Wut, Angst, Scham, Schmerz. Kollektive Gefühle grundieren politische Entwicklungen auf vielfältige Weisen: Sie können Motoren identitätspolitischer Feindlichkeit und Exklusion sein, aber auch Quellen von aktivistischem und widerständigem Mut. Dass solche Affekte ein Politikum sind, kommt in jüngeren wissenschaftlichen Forschungen ebenso wie im alltäglichen Leben von Minderheiten besonders deutlich zum Ausdruck.
Im ersten Teil der Sendung widmen wir uns dem Buch „Wut. Was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen“. Julia Ebner hat im Milieu von Islamist*innen und Rechtsextremist*innen recherchiert und sowohl mit (ehemaligen) Anhänger*innen als auch Aussteiger*innen und Expert*innen über Extremismus gesprochen. Dabei kommt sie zum Schluss: Islamist*innen und Rechtsextreme stehen einander politisch gegenüber und sind sich dennoch ähnlich. Denn im Endeffekt instrumentalisieren beide Gruppen zwei essentielle Gefühle sowohl ihrer Anhänger*innen als auch ihrer Gegner*innen: Angst und Wut.
Der zweite Teil steht ganz im Zeichen queerer Gefühle: Als zwei Minderheiten innerhalb der queeren Minderheit artikulieren Menschen am asexuellen Spektrum und Queers of Color starke Gefühle, die von Mehrfachdiskriminierung geprägt sind. Scham, aber auch Mut und Hoffnung stehen im Blickpunkt eines Beitrags über Asexualität auf der Wiener EuroPride im Juni sowie eines Berichts von der ersten Queer African Street Celebration im August 2019.