KPÖ-Mitglied, Journalist, Autor: Karl Wiesinger wird nun eine Ausstellung im Stifterhaus gewidmet und sein avantgardistischer Bauernroman aus dem 1970er Jahren neu aufgelegt. Die Kuratoren Georg Hofer und Helmut Neundlinger im Gespräch.
Literarische Experimente, Krisen und der Kalte Krieg
In Leben und Werk des Linzer Schriftstellers Karl Wiesinger spiegeln sich die Konflikte, Umbrüche und Erstarrungen wider, die das „Zeitalter der Extreme“ prägten: die Totalitarismen des Faschismus, des Nationalsozialismus und Stalinismus, die Spannungen und Stellvertreterkriege des Kalten Krieges, die Kämpfe um Entwicklung, Bildung und Ressourcen zwischen Geschlechtern, Klassen und Nationen. Als Kind der Zwischenkriegszeit wächst Wiesinger in einen permanenten politischen Ausnahmezustand hinein. Da ihm eine bürgerliche Berufsexistenz aufgrund einer kriegsbedingten Tuberkuloseerkrankung weitgehend unmöglich ist, entwickelt er sich zum Kämpfer an der Schreibmaschine, der das Zeitgeschehen aus der Perspektive des überzeugten Kommunisten kommentiert. Im kulturellen und politischen Leben der Linzer Nachkriegszeit wird er zu einem Beobachter und Aktivisten, von dem immer wieder provokante Impulse ausgehen.
Die Ausstellung ,Vorwärts, Genossen, es geht überall zurück’. Karl Wiesinger (1923–1991) gestaltet sich als Parallelerzählung von Leben bzw. Werk des Autors und Zeitgeschichte. Der seit 2012 im Adalbert-Stifter-Institut befindliche Nachlass Wiesingers bildet die Grundlage für die Rekonstruktion der Biografie eines politischen und literarischen Außenseiters samt ihren immer wieder überraschenden Wendungen.
Radio Anstifter im Gespräch mit den Kuratoren Georg Hofer und Helmut Neundlinger über Karl Wiesingers literarisches Schaffen und seine Experimente, wie den avantgardistischen Bauernroman oder die Atomspion-Pulp-Fiction.