Der bewegte Lebensweg des 1938 in Kaluga (UDSSR) geborenen Bildhauers Vadim Kosmatschof bildet den roten Faden des Gesprächs: wir sprechen über die Nischen der künstlerischen Freiheit, die ihm die Keramikklasse der Stroganov Akademie für Angewandte Kunst boten und die auf Nebenschauplätzen der sowjetischen Kunstszene möglich waren. Mitte der 70er Jahre wurde er mit einer Skulptur vor der Nationalbibliothek in Aschgabat in Turkmenistan beauftragt. Einerseits eröffnete sich ihm dadurch die Möglichkeit, sein kreatives Potenzial in einem großen Format zu beweisen, andererseits kam er aber in das Schlaglicht der offiziellen Kunstwächter der Sowjetunion, wodurch sich Spielräume und Perspektiven nach und nach einengten. Die Emigration erschien für den Künstler und seine Familie als einziger Ausweg: der Wunsch, in einem grenzüberschreitenden freien Raum der Kunst anzukommen. Erste Station der Emigration war Österreich und ein Zufall, der den Anschluss an die hiesige Kunstszene ermöglichte, führte dazu, dass die Familie in Mitteleuropa blieb und eine Weiterreise in die USA ausschlug.
Mit einer Reihe von Wettbewerbserfolgen in Deutschland konnte Vadim Kosmatschof mit großformatigen Kunstwerken den öffentlichen Raum aufwerten.
A Palaver interessiert natürlich besonders die Entwicklung seiner formalen Ausdrucksweise durch die überaus intensive Beschäftigung mit Materialeigenschaften.
Im November 2019 wurde Vadim Kosmatschofs erste Skulptur seit seiner Emigration in Moskau enthüllt – im Garten der österreichischen Botschaft, ein Kunstwerk als Brücke zwischen den Kulturen und als Symbol dafür, dass sich auch in Moskau der freie Raum der Kunst entwickelt.