Rojava
Revolution und Krieg in Syrisch-Kurdistan
Ein Vortrag von Thomas Schmidinger
Die Invasion türkischer Truppen in Nordostsyrien im Oktober 2019 führte der Weltöffentlichkeit die beklemmende Lage der kurdischen Bevölkerung im Nahen Osten vor Augen. Während des Bürgerkriegs in Syrien hatte die kurdische Bevölkerung eigene Volksverteidigungseinheiten gegründet, die wie keine andere Kriegspartei den Religionstotalitarismus des Islamischen Staates (IS) bekämpfte.
Der Angriffskrieg des türkischen Regimes zerstört nicht nur ein Bollwerk gegen den IS Terrorismus und er führte nicht nur dazu, dass unzählige Menschen flüchten mussten. Es geht um viel mehr: Im Machtvakuum des Bürgerkriegs in Syrien schuf die kurdische Bevölkerung basisdemokratische Selbstverwaltungsstrukturen und begründete damit eine pluralistische Gesellschaft, die auch auf feministischen und ökologischen Grundprinzipien aufbaut.
Die kurdische Region Rojava ist somit zum Symbol für Fortschrittlichkeit und Emanzipation geworden und damit auch zu einem hoffnungsvollen Versuch eines herrschaftsfreien, gesellschaftlichen Miteinanders. Nun werden diese Errungenschaften mit Militärgewalt vernichtet. Vertreibungen, ethnisch-religiöse Säuberungen, Entführungen und Kriegsverbrechen sind Mittel und Zweck dieses Angriffskrieges Erdogans.
Thomas Schmidinger, Politikwissenschaftler und Sozial- und Kulturanthropologe, ist Lektor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Sein Forschungsschwerpunkt ist der Nahe Osten, vor allem Jihadismus, Kurdistan und internationale Politik. Seit mehreren Jahren unternahm er Forschungsreisen in die kurdischen Siedlungsgebiete. Er ist Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie / Europäisches Zentrum für kurdische Studien.
Diese Veranstaltung fand am 13. Dezember 2019 statt und wurde von der Plattform Solidarisches Innsbruck organisiert.
Eine Sendung von: mar_ry