Eine Online-Ausgabe von Radio AugartenStadt in Zeiten von Covid-19. Leider musste der „Balkan“-Schwerpunkt im Aktionsradius Wien aufgrund des Coronavirus großteils abgesagt werden, so auch das Gespräch mit dem Autoren Marko Dinić. Mischa G. Hendel hatte die Möglichkeit, das Gespräch telefonisch nachzuholen. Marko Dinić wurde 1988 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Belgrad. Dinić sprach mit Hendel über seinen Debütroman „Die guten Tage“ (Zsolnay, 2019), zur politischen Situation in Serbien, über die Aufarbeitung der Konflikte und des Krieges nach dem Zerfall Jugoslawiens, und über „Jugonostalgie“: „Ich kenne dies Leute, ihre Sehnsüchte, ihre Ängste, ihre irrationale Nostalgie gegenüber einem Land, das es gar nicht mehr gibt.“ (p.88)
Dinić erzählt in „Die guten Tage“ von einem, der geflohen ist und nun seine alte Heimat besucht. In einem Bus, dem täglich zwischen Wien und Belgrad verkehrenden „Gastarbeiter-Express“, rollt der Erzähler jener Stadt entgegen, in der er aufgewachsen ist. Die Bomben, der Krieg, und der Vater, für dessen Ideologie und Opportunismus er nur noch Verachtung empfindet, hatten ihn ins Exil getrieben. Entkommen ist er dem Balkan auch dort nicht.
Auch Musik ist ein wichtiger Teil im Debutroman von Marko Dinić, und er hat mit Hendel über die Bedeutung von Musik in der Gesellschaft und in der Kunst gesprochen.
Gestaltung: Mischa G. Hendel
Playlist:
Bijelo Dugme – Lipe Cvatu
Angel‘s Breath (Milan Mladenovic & Mitar Subotic) – Metak
Azra (Johnny Štulic) – Balkan
Haustor (Darko Rundek) – Šal od svile