In der Reihe „jeder tag ist ein gedicht“ publiziert literadio während der durch den Coronavirus von der Regierung verhängten Ausgangsbeschränkungen täglich ein Gedicht.
Folge 30: 20.4.2020 – Andreas Nastl: Koa Rona
geboren 1965 in Langenlois NÖ. Im Brotberuf beim Amt der NÖ Landesregierung im Sachgebiet Dorferneuerung beschäftigt.
Freier Schriftsteller, Debutroman „Wie kommt Kuhscheiße aufs Dach“ erschienen in der Bibliothek der Provinz (2004).
2003 mit dem Lyrikpreis des „FORUM LAND“ ausgezeichnet, 2004 Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur. (Bibliothek der Provinz)
„Ich bin eine gespaltene Persönlichkeit: Gewissermaßen in der Mitte quer durchgeschnitten. Meine untere Hälfte ist gelähmt. Sie spürt nichts, die Beine sind gefühllos. Ich könnte mit einem Messer in meine Beine stechen und würde es nicht spüren. Man hat mir sogar schon ein Geschwür groß wie ein Hühnerei ohne Narkose aus der linken Arschbacke geschnitten! Die obere Hälfte muss sich immer um die untere kümmern. Sie besteht hauptsächlich aus einem Kopf, der mit Hirn versucht das auszugleichen, was das Rückenmark nicht leistet. Manchmal klappt das, oft auch nicht. Dann ist die obere Hälfte traurig, wütend, enttäuscht. Franz Kafka hat das folgendermaßen beschrieben: »Mein Körper ist eine Falle, in die ich bei meiner Geburt geraten bin.« Manchmal fühle ich mich genau so. Doch ich bin kein lebloses Stück Holz, das sich einfach treiben lässt. Ich bin wie ein Fisch und freue mich, dass ich schwimmen kann – auch wenn manchmal die Strömung stark und das Wasser kalt ist.“
(Andreas Nastl)
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