In den letzten Wochen sind im Zuge der Corona-Krise und den damit einhergehenden Verordnungen tausende Anzeigen bei der Polizei eingegangen. Ende April waren es laut Innenminister Karl Nehammer rund 30.000 Anzeigen, die die Polizei erstattete und 3.600 Organstrafmandate, die sie ausstellte. In den Medien aber auch beispielsweise in Presseaussendungen von politischen Parteien liest man immer öfter vom Denunzieren, vom Vernadern, Begriffe wie Blockwart-Mentalität oder Polizeistaat werden in dem Zusammenhang verwendet. Nur, werden diese Begriffe “passend” verwendet? Was sind die Gründe warum besorgte Bürger und Bürgerinnen schlussendlich wirklich zum Hörer greifen und Regelverstöße melden? Sind sie wirklich alle Schnüffler, Vernaderer und Spitzel im Dienste der guten Sache?
Im Interview spricht Historiker Martin Wassermair über das Phänomen der sozialen Kontrolle in Corona-Zeiten, über die Hörigkeit der Österreicher und Österreicherinnen, Gouvernementalität und über die vermeintliche „Tradition des Vernaderns“ in Österreich.
Zur Person: Martin Wassermair ist Historiker, Politikwissenschafter und Publizist
Hinweise:
https://www.parlament.gv.at/PAKT/AKT/SCHLTHEM/SCHLAG/J2020/079Innenausschuss.shtml
https://www.vienna.at/neuer-erlass-regelt-private-osterfeiern-maximal-fuenf-personen/6578331