Die Moral gilt als hohes Gut, das die Menschen im Unterschied zum Tierreich als Krone der Schöpfung adelt. Das ist das eine. Das andere ist, dass Moralisten selbst zu Protokoll geben, dass die Moral, die dem Menschen zu eigen sein soll, eigentlich doch nie so recht vorhanden ist. Wenn Moralisten den Blick in die Welt schweifen lassen, dann entdecken sie gierige Manager, korrupte Politiker, egoistische Singles und faule Arbeitslose. Nicht zu vergessen die unhöflichen Kinder, die nicht grüßen. Der Befund eines Moralisten lautet: Die Moral, die Kernsubstanz des Menschentums, existiert eigentlich nicht recht und man ist von lauter Lumpen umzingelt. Eine Ausnahme kennt freilich jeder: sich.
Das ist nur eine der vielen selbstgerechten Dummheiten des moralischen Bewusstseins, das für jeden Schaden, den das kapitalistische Gemeinwesen seinen Insassen auflädt, ein und dieselbe falsche Erklärung parat hält: Das schlechte Benehmen der Menschen ist schuld, die sich einfach nicht an Moral und Anstand halten. Wären alle so tugendhaft wie man selbst, wäre die Welt in Ordnung und jeder hätte sein Auskommen.
Das Anspruchsdenken, sonst heftig im Volk bekämpft, wird auf dem Feld der moralischen Tugenden von Politikern, Wirtschaftskapitänen und Priestern kräftig angestachelt. Anstand kann ein Mensch gar nicht genug haben! Für das politische Gemeinwesen stiftet die Moral offenbar einen erheblichen Nutzen. Für die Millionen kleiner Leute, die unter seine Räder kommen, taugt sie nichts.
Warum und wie moralisches Denken geht, das soll in der Sendung geklärt werden. Im ersten Teil geht es um das Prinzip des moralischen Denkens. Im zweiten Teil sollen einzelne der viel gepriesenen Tugenden selbst auf den Prüfstand gestellt werden.
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