Laizität in Frankreich – Respecter les cultures ou libérer l’individu?

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Ein Vortrag von Stéphanie Hennette-Vauchez (Université Paris Nanterre) und Vincent Valentin (Sciences Po Rennes)
Sprachen: Deutsch und Französisch

Bis heute wird in manchen Ländern die strikte Trennung von Kirche und Staat als wichtiges demokratisches Prinzip angesehen; eines der wohl prominentesten Beispiele für Laizismus ist Frankreich – wo Kirche und Staat schon seit 1905 gesetzlich getrennt sind. De facto gewinnen religiöse Gemeinschaften aber vielerorts immer mehr an Macht in Gesellschaft und Politik. In Frankreich, wie auch anderswo, führt die religiöse Diversifizierung der Gesellschaft zu Spannungen und Ängsten. Frankreich ist seit dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat von 1905 laizistisch, was auch in Artikel 1 der Verfassung der Fünften, der aktuellen Französischen Republik von 1958 festgehalten wird.

D.h. in Frankreich sind Kirchen und Glaubensgemeinschaften privatrechtliche Vereine und keine Körperschaften des öffentlichen Rechts. So gibt es in französischen öffentlichen Schulen z.B. keinen Religionsunterricht und der Staat verbietet das Tragen religiöser Symbole an Schule. Das Grundverständnis des Laizismus in Frankreich rührt nach wie vor aus der 3. Republik, der rechtliche sowie politische Rahmen wurde seit 1905 jedoch breit diskutiert und wirft auch heute noch viel Gesprächsbedarf auf.

Am 6.12.2021 veranstaltete der Frankreich-Schwerpunkt im Zuge der Vortragsreihe mit dem Titel ‚Staat – Religion – Gesellschaft‘ der Länderzentren der Universtität Innsbruck in Kooperation mit dem Institut français d’Autriche/der französischen Botschaft in Österreich eine Lecture mit dem Titel ‚Respecter les cultures ou libérer l’individu?‘.

Die beiden Gastvortragenden Stéphanie Hennette-Vauchez und Vincent Valentin versuchen in ihrem Vortrag ‚Respecter les cultures ou libérer l’individu?‘ die wichtigsten Momente und Merkmale des Bedeutungswandels des Säkularismus in der politischen und juristischen Debatte der letzten vierzig Jahre zu erläutern, bevor sie einige Überlegungen zum Verhältnis zwischen individueller Freiheit und Religionsfreiheit anstellen.

Am Ende der Sendung gibt es noch ein kurzes Interview mit dem Politikwissenschaftler Anton Pelinka, der eine inhaltliche Brücke nach Österreich schlägt.

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Stéphanie Hennette-Vauchez ist Professorin für öffentliches Recht an der Universität Paris Ouest Nanterre La Défense seit 2010; Direktorin des CREDOF (Centre de recherches et d’études sur les droits fondamentaux – Forschungszentrum für Grundrechte) seit 2015; Spezialistin u.a. für Bioethikrecht, Human – kritische Theorie, Nicht-Diskriminierung und Säkularismus und Religionsfreiheit.

Vincent Valentin ist Professor für öffentliches Recht an der Sciences Po Rennes und renommierter Spezialist für Säkularismus in zeitgenössischen Demokratien und für liberales Denken; Autor zahlreicher Werke über Neoliberalismus, die libertäre Bewegung, politische Philosophie und die rechtliche Definition des Säkularismus.

Anton Pelinka war von 1975 bis 2006 ordentlicher Professor an der Universität Innsbruck, Österreich und Gastprofessor an der Harvard University (Schumpeter Fellow), der Stanford University (Austrian Chair), der University of Michigan, Ann Arbor, der University of New Orleans und den Université Libre de Bruxelles (Institut für Europäische Studien). Seine Forschungsgebiete umfassen Vergleichende Politikwissenschaft und Demokratietheorie.

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