2,3 Millionen Menschen in Österreich haben eine chronische Krankheit, laut einer Erhebung der Statistik Austria aus dem Jahr 2014. Vor 10 Jahren gründete Jürgen E. Holzinger, selbst Betroffener, den Verein „ChronischKrank“. Sein persönliches Anliegen war es, andere bei den vielen Behördenwegen zu unterstützen, die mit chronischen Krankheiten und eventueller eingeschränkter Berufsfähigkeit einhergehen. Bis heute ist der Verein auf 25 aktiv Mitarbeitende und über 50 Ehrenamtliche angewachsen. Fachlich unterstützt wird der Verein von bundesweit über 200 beratenden Mediziner*innen und 50 Rechtsanwaltskanzleien.
Der Verein ChronischKrank unterstützt und berät kostenlos Betroffene und ihre Angehörigen bei unterschiedlichsten Anliegen in den Bereichen Soziales, Recht, Psyche und Medizin. Beispielsweise zählt die Beantragung von Pflegegeld, Berufsunfähigkeit oder Reha zu den häufigsten benötigten Hilfeleistungen. Außerdem bieten sie selbst vier Selbsthilfegruppen an und sind mit zahlreichen anderen eng vernetzt.
Das neuartige Corona-Virus ist für manche Menschen mit chronischer Krankheit eine besondere Bedrohung, insbesondere für immunsupprimierte und organtransplantierte Menschen. Diese zählt man zur sogenannten Hochrisikogruppe in Bezug auf SARS-CoV-2, für die besondere Schutzmaßnahmen eingeführt wurden. Am Weg dorthin war der Verein ChronischKrank in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und Arbeitsministerium maßgeblich beteiligt: Gemeinsam mit Fachärzt*innen wurde eine Liste an Diagnosen erarbeitet, die für Menschen besonders gefährdend im Kontakt mit dem neuen Virus sind. Daher wurde für diese Personengruppe ein Anspruch auf eine berufliche Freistellung erarbeitet. Dieser gilt, wenn andere Schutzmöglichkeiten, wie beispielsweise Homeoffice oder ein separater geschützter Arbeitsplatz, nicht möglich sind. In diesem Falle übernimmt die ÖGK die vollen Lohnkosten und der/die Betroffene hat auch einen Kündigungsschutz. Diese Freistellung sei laut Vereinsobmann Holzinger in Europa einzigartig. Welche Rolle die Impfung dabei spielt, erzählt Holzinger im Interview.
Zu einer neuen Gruppe an Schützlingen des Vereins ChronischKrank wurden durch die Pandemie auch Long Covid-Patient*innen. Diese gelten als chronisch Kranke und benötigen bei gravierenden Verläufen auch staatliche Unterstützungsleistungen aufgrund von eingeschränkter Berufsfähigkeit. Holzinger rechnet mit einem starken Anstieg an Betroffenen, insbesondere durch die Omikron-Welle, und weist auf die diagnostischen Unklarheiten und administrativen Schwierigkeiten hin, mit der diese Betroffenengruppe aktuell noch zu kämpfen hat.