Heute zu Gast: Lina von der Journalismus-Plattform Presseservice Wien.
Presseservice Wien definiert sich als Netzwerk freier Foto- & Videojournalist*innen und Medienprojekt zur Dokumentation sozialer Bewegungen und (extrem) rechter Mobilisierungen. Besonderer Fokus des Netzwerks sind in den letzten zwei Jahren die sogenannten «Corona-Leugner*innen-Demonstrationen», die in ganz Österreich regelmäßig aufmarschieren. Warum es dem Netzwerk ein Anliegen ist, besonders die Geschehnisse auf Corona-Demos an die Öffentlichkeit zu bringen und welche Beobachtungen sie dort in den letzten Monaten gemacht haben, ist Thema des heutigen Interviews.
Eine der Journalistinnen des Netzwerks berichtet von den unterschiedlichen Motiven und Gruppen der Demonstrant*innen und ihr Erstaunen, dass viele immer noch keine Scheu davor haben, Seite an Seite mit rechten und rechtsextremen Gruppierungen zu demonstrieren. «Auf eine Demo zu gehen ist ein selbstermächtigendes Momentum, man glaubt immer, die anderen sind aus dem gleichen Grund da, warum man selbst da ist!», beschreibt sie den psychologischen Trugschluss, der diese Tatsache möglich zu machen scheint.
„An der Arbeit gehindert zu werden, weil Fahnen oder Schirme vor die Kameras gehalten werden, ist eigentlich schon normal“ berichtet Lina weiters im Gespräch über die wachsende Medienfeindlichkeit auf den Demonstrationen von Covid-Gegner*innen und die stets präsente Gefahr durch körperliche Übergriffe auf Presse-Vertreter*innen. „Es braucht eine Strategie, um Leute zu entradikalisieren, ganz allgemein. Was da gerade stattfindet, ist das Gegenteil, es ist ein Radikalisierungsprozess und der mündet irgendwann in körperlicher Gewalt.»
Eines der Hauptprobleme sieht sie darin, dass Menschen auf diesen Demonstrationen, auf denen sie ihren Unmut zum Pandemiemanagement kundtun möchten, dort Gefahr laufen, in Berührung mit Verschwörungsideologien zu kommen, die teilweise auf antisemitischen Erzählungen basieren.
Foto- und Textdokumentationen der österreichischen Corona-Demos teilt Presseservice Wien über ihr Twitter-Profil sowie auf ihrer Website.
Die im Interview erwähnte Dokumentation „KONFORMISTISCHE REBELLEN – Verschwörungsideologie und Antisemitismus während der Corona-Pandemie“ kann man sich hier ansehen.