„Ich bin kein Prozent, ich bin ein Mensch”

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Im Herbst vergangenen Jahres ging die „Occupy”- man könnte sie auch „99 Prozent” – Bewegung nennen, um die Welt und verursachte Proteste von den USA über Spanien bis nach Österreich. Worum es geht: Globalisierungskritik und mehr soziale Gerechtikgeit. Im Moment tut sich wieder einiges an der „Occupy”-Front. In den USA gab’s am Wochenende Ausschreitungen – 200 DemonstrantInnen wurden beispielsweise in Oakland festgenommen, weil sie „Polizisten attackiert, Polizeifahrzeuge demoliert und Schaufensterscheiben eingeschlagen“ haben – das berichtete die Wiener Zeitung. Zeit Online berichtet, dass laut Polizeiangaben sogar 300 Menschen festgenommen wurden. Auch in Washington protestierten rund 200 Menschen, dort aber friedlich.

Wie sieht’s in Europa aus? In der Schweiz fand vergangene Woche das Weltwirtschaftsforum statt. Auch dort haben sich Occupy AktivistInnen eingefunden. In selbst gebauten Iglus protestieren sie gegen die ihrer Meinung nach undemokratische Art, wie das Weltwirtschaftsforum über die Bühne geht.

Das Online Magazin Telepolis schreibt, dass die „Occupy Iglu” – Aktionen in Davos eher als bunter Farbtupfer zu verstehen und eigentlich Ausdruck der Harmlosigkeit der Bewegung sind. Vor zehn Jahren gab es weit mehr Protest. Damals kamen tausende Menschen aus ganz Europa in die Schweiz, um gegen das WEF zu demonstrieren. In Deutschland ist es relativ still geworden um Occupy, dort haben Telepolis zufolge „Rattenfänger“ wie der rechte Parlamentskritiker und Verfechter eines Turbokapitalismus, Hans Olaf Henkel, dem Ruf von Occupy geschadet.

Und in Österreich? „OccupyAustria” hatte in den vergangenen Wochen damit zu kämpfen, nicht von Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremen vereinnahmt zu werden. Profil und andere Medien berichteten, dass der Wiener Wirtschaftsuni-Professor Franz Hörmann Nazis, Marxisten und Islamisten in seiner neu gegründeten „Human Way-Partei” willkommen heiße. Was hat das mit Occupy zu tun? Hörmann ist Mitte Jänner bei einer Occupy-Veranstaltung in Wien aufgetreten. Einige Occupy-AktivistInnen aus ganz Österreich haben sich kurz danach in Linz getroffen. Wir haben vergangene Woche ein Gespräch mit vier Occupy-AktivistInnen aus Linz geführt, die bei diesem Vernetzungstreffen dabei waren. Erwin Plakulb, Stefan Daxner, Anna Weichselbaumer und Josef Hanner im Gespräch mit Michael Gams über ihre Abgrenzung zu extremistischen Ansichten, ihren persönlichen Zugang zur Occupy-Bewegung, ihre Zukunftpläne für Occupy, die Problematik des 99 Prozent-Slogans und ihre Ideen für alternatives Wirtschaften. Das Gespräch haben wir am Donnerstag aufgezeichnet. Zu allem Überfluss wurde übrigens vergangenen Mittwoch auch noch die Facebook-Seite von „OccupyAustria” „gekapert“. Auch darum geht’s im folgenden Gespräch.

Abmoderation: Das war ein Studiogespräch mit „OccupyAustria”-AktivistInnen aus Linz, aufgezeichnet am vergangenen Donnerstag. Die globalisierungskritische Nichtregierungsorganisation ATTAC Österreich unterstützt übrigens auch die Occupy Bewegung. Am Sonntag (30.1.2012) hat ATTAC Österreich – Sprecher David Walch eine Stellungnahme in Bezug auf OccupyAustria und einer möglichen Vereinnahmung durch Extremisten und Verschwörungstheoretikern abgegeben. Er sagt: „Soziale Bewegungen wie die Occupy-Bewegung bieten auf Grund ihrer Offenheit auch potentielle Anknüpfungspunkte für problematische Strömungen. Gerade das Thema Finanzmarktkritik beinhaltet die Gefahr über Personifizierung und moralische Wertungen an antisemitische oder rechtsextreme Stereotype anzudocken. Attac ist in dieser Frage sehr wachsam und nimmt diese Gefahr ernst – sowohl gesamtgesellschaftlich als auch in Bezug auf das eigene Netzwerk. Attac-Sprecher David Walch kritisiert – Zitat: „jedwede Versuche – sei es von Organisationen oder Einzelpersonen – welche zum Ziel haben die Offenheit der Occupy-Bewegung für antisemitische, rechtsextreme oder verschwörungstheoretische Inhalte zu instrumentalisieren oder in diese Richtung zu öffnen.“

Noch ein Buchtipp zum Thema: „Occupy! Die ersten Wochen in New York” von Mark Greif.

Links zum Thema:

http://www.be24.at/blog/entry/670378/occupy-austria-stellungnahme-von-attac-oesterreich

http://www.heise.de/tp/blogs/8/151323

http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/727877/Empoerung-im-Lager-der-Empoerten

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,811199,00.html

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-01/occupy-protest-kalifornien

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/431456_Occupy-Demonstration-eskaliert.html

http://www.profil.at/articles/1203/560/317151/unfreundliche-uebernahme

http://www.echte-demokratie-jetzt.at/

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