Die Künstlerin Gabriele Stötzer war in der ehemaligen DDR das Kraftzentrum des lebendigen Untergrunds in Erfurt. Bereits als junge Frau erregte sie das Interesse der DDR-Geheimpolizei – die Folgen für sie waren dauerhafte Überwachung, Einschüchterungsversuche und Gefängnis. 1976 wurde sie nach ihrer Unterschrift gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann als „Rädelsführerin“ verhaftet. Ihre Weigerung zu „tätiger Reue“ brachte ihr fünf Monate Untersuchungshaft, im Frühjahr 1977 folgte ihre Verurteilung zu einem Jahr Haft wegen „Staatsverleumdung“.
Ihre einjährige Haft führte aber nicht zum Verstummen. Nach ihrer Entlassung lehnte sie die Ausreise in den Westen ab. Gabriele Stötzer gründete 1984 die Künstlerinnengruppe „Erfurt“ und initiierte am 4. Dezember 1989, in einem historischen Akt des Aufbegehrens, gemeinsam mit vier anderen Frauen die erste Stasibesetzung der DDR mit.
Von Gabriele Stötzer war Ende 2022 die Lichtinstallation mit dem Titel „Freiheit“ am Wiener Gaußplatz zu sehen, direkt vor dem Vereinslokal des Aktionsradius Wien, in Kooperation mit den Wiener Lichtblicken. Zur Stasi, zu den Überwachungsmethoden und zur Kunstszene in Erfurt hat sie ein Buch geschrieben: Der lange Arm der Stasi. Die Kunstszene der 1960er, 1970er und 1980er in Erfurt, ein Bericht.
Zu hören ist ein Gespräch mit Gabriele Stötzer, geführt von Ania Gleich.
Gestaltung & Edit der Sendung: Mischa G. Hendel
Playlist:
Wolf Biermann – Ermutigung
Wolf Biermann – Die Stasi-Ballade