06 – Unternehmerisch und erschöpft? – Der Lohn der Angst

Podcast
Unternehmerisch und erschöpft
  • 06_schultheis_schindler_22_05_2012
    117:21
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1 Std. 59:11 Min.
07 - Unternehmerisch und erschöpft? - Ökonomie und Demokratie. Wer trägt die Kosten der Krise? Analysen. Perspektiven. Alternativen.
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1 Std. 31:23 Min.
05 - Unternehmerisch und erschöpft?- Das umstellte Selbst – herrschaftskritische Kontextualisierung neuer Vergesellschaftungsstrukturen
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1 Std. 20:43 Min.
04 - Unternehmerisch und erschöpft? - Neue Arbeits- und Lebensweisen im neoliberalen Kapitalismus
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1 Std. 47:40 Min.
03 - Unternehmerisch und erschöpft? - Der Rhythmus unternehmerischen Arbeitens.
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1 Std. 14:48 Min.
02 - Unternehmerisch und erschöpft? - Neoliberalismus, Geschlecht und Demokratie
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1 Std. 50:21 Min.
01 - Unternehmerisch und erschöpft? - Auftaktveranstaltung Podiumsdiskussion

Unternehmerisch und erschöpft? – Teil 6: Der Lohn der Angst. Zur Normalisierung von Prekarität.
Im Rahmen der Vortragsreihe ‚Unternehmerisch und erschöpft? Anforderungen und Auswirkungen von Arbeit und Lebensgestaltung‘ sprachen am 22. Mai 2012 Franz Schultheis und René Schindler zum Thema ‚Der Lohn der Angst. Zur Normalisierung von Prekarität.‘

Wie hat sich die Arbeitswelt verändert? Welche neuen Anforderungen gibt es an Arbeitskräfte? Und was geschieht mit denen, die diesen Anforderungen nicht (mehr) gewachsen sind?
Franz Schultheis beschäftigt sich in seinem Vortrag mit Folge- und Begleiterscheinungen von Unternehmenswandel im neuen Geist des Kapitalismus aus der Sicht der ArbeitnehmerInnen. Flexibilisierung, Mobilisierung, Intensivierung und Effizienzsteigerung durch Projektmanagement etc. spiegeln eine Unternehmenskultur, die den traditionellen Statuskontrakt zwischen ArbeitgeberIn und ArbeitnehmerIn, wie man es in Anlehnung an Max Weber formulieren kann, sukzessive durch einen reinen Zweckkontrakt ersetzt, bei dem der Tauschwert des von der/vom ArbeitnehmerIn verkörperten Humankapitals ohne Ansehen der Person taxiert und dadurch kommodifiziert wird. Dass sich dieses neue Regime in einer fundamentalen Verunsicherung insbesondere der weniger marktfähigen und -gängigen ArbeitnehmerIn niederschlägt und dieser/diesem das Gefühl von Angst und Ohnmacht mehr und mehr zum dauerhaften Begleiter wird, lässt sich auf dem Wege verstehender Gesellschaftsdiagnose sehr eindringlich nachvollziehen, während es im Spiegel massenstatistischer Daten zu Struktur und Wandel der Arbeitswelt einer ‚Gesellschaft ohne Eigenschaften‘ verblasst. Präsentiert werden Befunde aus mehreren soziologischen Studien zum Prozess der Prekarisierung von Arbeit und Alltagsleben.
René Schindler spricht über die Rolle der Gewerkschaft in diesem Prozess der Prekarisierung und Normalisierung der Prekarität anhand des praktischen Beispiels der Entwicklung der Leiharbeit.

Franz Schultheis ist Professor für Soziologie an der Universität St. Gallen mit den Forschungsschwerpunkten Soziologie in der Arbeit, Kunstsoziologie und Sozialstrukturanalyse. René Schindler ist ÖGB Bundessekretär für Recht und Soziales.

Im Anschluss an die Vorträge beantworten Franz Schultheis und René Schindler Fragen aus dem Publikum.

Moderation:
Alexandra Weiss, Politikwissenschafterin, Büro für Gleichstellung und Gender Studies, Universität Innsbruck

(Sorry für die z.T. schlechte Qualität, bedingt durch die Technik am Veranstaltungsort)

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Traditionelle Verhaltensnormen und Bindungen haben sich gelockert, soziale Beziehungen sind instabiler geworden. Das hat nicht nur zur Erweiterung von Handlungsspielräumen, sondern auch zu Verunsicherungen geführt. Auch Anforderungen der Arbeitswelt haben sich verändert – „unternehmerisch“ tätig zu sein wird heute zunehmend auch unselbstständig Beschäftigten abverlangt. Die versprochenen Entfaltungschancen in der Arbeit haben aber enge Grenzen und erweisen sich oft eher als zusätzlicher Druck, denn als größerer Gestaltungsspielraum.

Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen stellt sich die Frage der Legitimität des kapitalistischen Wirtschaftssystems, dass für einen großen Teil der Bevölkerung mit zunehmender Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung und Verarmung einhergeht. Die „Re-Feudalisierung der Ökonomie“, die manche WissenschafterInnen diagnostizieren, geht aber auch mit einem Angriff auf die demokratischen Grundlagen und Werte unserer Gesellschaften einher, die durch eine „Ökonomie der günstigen Gelegenheit“ ersetzt werden.

Die Veranstaltungsreihe ‚Unternehmerisch und erschöpft? Anforderungen und Auswirkungen von Arbeit und Lebensgestaltung‘ ist eine Kooperation des Büros für Gleichstellung und Gender Studies / Universität Innsbruck, der AK-Tirol, dem ÖGB-Tirol und dem AMS-Tirol.

Nähere Infos unter www.uibk.ac.at/leopoldine/gender-studies/veranstaltungen

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