Rund 90 Personen nahmen am 15. Juli 2023 im Wiener Stadtpark an einer Gedenkkundgebung für Seibane Wague teil, der vor 20 Jahren, am 15. Juli 2003, bei einem Polizei- und Rettungseinsatz im Stadtpark getötet worden ist.
Da ich zu Beginn zu schlampig (also offenbar gar nicht) auf die Aufnahmetaste gedrückt habe, fehlen hier leider die einleitenden Worte und eine Grußbotschaft von Seibanes Bruder.
Aufruftext:
Rassistische Polizeigewalt ist Alltag für viele Menschen in Österreich und weltweit. Angefangen bei unbegründeten Passkontrollen, über Aggressionen und Beschimpfungen von Polizist*innen bis hin zur tödlicher Polizeigewalt hierorts und an Grenzkontrollen- die meisten Fälle davon bleiben unbeachtet und konsequenz- und straflos für die rassistischen Beamt:innen.
Wir, ein Zusammenschluss von Betroffenen, Einzelpersonen und antirassistischen Gruppierungen, laden alle ein, uns gemeinsam am 15.Juli am Stadtpark (Skatepark) zu treffen, um zusammen gegen rassistische Polizeigewalt entgegenzutreten und an den Tag der Ermordung von Seibane Wague in Wien vor 20 Jahren, von der Nacht vom 14. auf den 15.7.2003, zu erinnern.
Rassismus ist institutionalisierter Bestandteil aller staatlichen Organe, so auch der Polizei, und dient zum Zweck der (gewaltvollen) Aufrechterhaltung der herrschenden Ordnung. Die Ermordung von Schwarzen Menschen und Menschen, welche als nicht-weiß wahrgenommen werden, wird oft über den Umweg der Kriminalisierung gewisser Körper gerechtfertigt, so auch bei Seibane Wague.
Seibane Wague wuchs in Nouakchott (Mauretanien) auf und studierte Physik an der Technischen Universität in Wien. Er wurde nicht älter als 33 Jahre, denn in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2003, wurde Seibane Wague im Rahmen einer rassistischen «Amtshandlung» von sechs Polizist:innen und drei Sanitätern durch direkte Gewalt ermordet. Der Notarzt stand — mit den Händen in den Hosentaschen — daneben. Seibane Wague wurde leblos ins Krankenhaus transportiert, wo trotz Wiederbelebungsversuchen nur noch der Tod festgestellt werden konnte.
Das Urteil im Strafprozess gegen die zehn beteiligten Einsatzkräfte Anfang November 2005 spiegelte die Kollaboration von Polizei, Justiz und der Regierung in Fällen rassistischer Gewalt wider: Acht Freisprüche, der Notarzt und ein Polizist wurden zu je sieben Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt, d.h. dass der verurteilte Polizist weiterhin seinen Polizeidienst antreten konnte. Die Freisprüche und Scheinstrafen der ersten Instanz wurden vom Berufungsverfahren am Oberlandesgericht Wien 2007 bestätigt und das Strafausmaß des verurteilten Polizisten sogar auf vier Monate reduziert.
Das Urteil zeigt: Schwarze Menschen und Menschen mit Migrationsbiografie können sich nicht auf Recht (geschweige denn Gerechtigkeit) und Justiz verlassen — das Urteil ist für alle und vor allem für Schwarze Menschen eine Katastrophe und nicht hinnehmbar!
Der Tod von Seibane Wague ist ein Glied in einer traurigen Kette von nicht geahndeten Fällen tödlicher rassistischer Polizeigewalt. Ohne die Arbeit von Seibane Wague’s Witwe, der Plattform Gerechtigkeit für Seibane und weiteren Schwarzen Aktivist*innen, wäre es nicht einmal zu einem Prozess gekommen.
Wir möchten gemeinsam an alle bekannten und unbekannten Opfer österreichischer Polizist:innen und Justizwachebeamt:innen erinnern. Es wird eine Gedenkecke geben, bringt gerne Fotos, Blumen und ggf. Kerzen mit.
Diese strukturelle und institutionelle Gewalt muss zu Ende gehen — Solidarität mit den Protesten in Frankreich!
Für ein Ende der willkürlichen Ermordung durch Polizeibeamt:innen, durch das Grenzregime!
Für eine Abschaffung der Schubhaft, sowie aller Gefängnisse und Lager!
No Justice No Peace
No Prison No Police