Der Jurist und netzpolitische Aktivist Alex Baratsits im utopischen Podcast mit Sigrid Ecker über Strategien der Freien Medien von damals und heute: FROzine, CBA und Europäische Daten-Plattform. Außerdem die neue Antisexismuskampagne des Frauenbüros Linz.
Am 24. November 1993 fiel in Straßburg am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte die Entscheidung, die das Ende des Rundfunkmonopols in Österreich bedeutete – als letztes Land in Europa. Zuerst fiel das Radiomonopol, 1997 dann auch offiziell das Fernsehmonopol. Jahre zuvor begann der dafür nötige zivilgesellschaftliche Kampf, um dies zu ermöglichen.
Wie sich das damals zugetragen hat in unseren Breitengraden, was es brauchte, dass Radio FRO und andere Freie Medien entstehen konnten und jede Menge Anekdoten über das Zerren mit den politischen Vertreter*innen erzählt der Jurist Alex Baratsits im ersten Teil des Gespräch mit Sigrid Ecker für die 21. Episode von Was wäre wenn… der utopische Podcast, die gleichzeitig Teil der Reihe FRO25+ Diskursiv ist.
Im heutigen zweiten Teil des Interviews sprechen wir über die Gründung des Infomagazins FROzine, der Entwicklung des CBA- dem Audioarchiv der Freien Medien in Österreich und den strategischen Ausrichtungen zu crossmedialem Auftreten.
Wir beleuchten außerdem die aktuellen Bestrebungen von Alex im netzpolitischen Bereich. Sein Motto Kollaboration statt Konkurrenz treibt ihn aktuell auf europäischer Ebene in unterschiedlichen Projekten um.
Er arbeitet gemeinsam mit 14 Partner*innen am Aufbau der europäischen Plattform Display Europe. Dabei geht es um automatisierte Transkripterstellung durch Spracherkennung , Übersetzung und Ausspielung in Form von Untertiteln.
Im Hintergrund wird versucht bestehende Plattformen über einen Austausch von Metadaten zu verbinden, ähnlich wie in Universitätsbibliotheken. Das ist im stark konkurrierenden Medienbereich ein neuer Ansatz. Es wird also eine Dataspace mit einer europäischen Suchfunktionen aufgebaut, um Publikum zu teilen.
Alex sieht ein wichtige Aufgabe von den lokal verankerten Freien Medien, dass sie Verbindungen zu diesen europäischen Ebenen ermöglichen:
“Was wir versuchen in Disdlay Europe sind paneuropäische Themen herzustellen. Dass man zum Beispiel die Themenstellungen, die aus dem netzpolitischen Bereich auf europäischer Ebene diskutiert werden, aus zivilgesellschaftlicher Sicht behandeln kann.
Beispiel Urheberrechtsthematik: Das war super ärgerlich, wie das gelaufen ist in der veröffentlichten Meinung in Europa im Medienbereich, weil die haben stark das Konzept von Deutschland ausgehend vom Leistungsschutzrecht verfolgt. Das wiederum ist ziemlich kritisiert worden, auch von der Zivilgesellschaft. Die Franzosen ihrerseits haben den Uploadfilter gepusht, weil da die Musikindustrie so stark ist in Frankreich. Letztlich kam es zu einer Einigung zwischen Deutschland und Frankreich, jeder hat sein Ding bekommen und damit ist das durchgegangen.
In der Veröffentlichten Meinung ist eigentlich nur die Position der Deutschen kolportiert worden und alles andere ist völlig untergegangen. Gegen diese Einseitigkeit möchte ich gerne was machen, um den Diskurs viel breiter zu machen. Die lokalen Newsrooms der Freien Medien haben ein langfristig aufgebautes Vertrauensverhältnis zu ihrem Publikum und können so den Diskurs mitreinholen, um ihn zu europäisieren. So kann man eine Bewegung erzeugen und Zivilgesellschaft präsent machen.”
Um Plattformisierung und einen datengetriebener Ansatz geht es auch bei dem Projekt, das auch Teil der Datenstrategie der europäischen Kommission ist. Hier versucht Alex für das CBA neben 42 anderen Big Playern Übereinstimmungen für die zukünftige Entwicklung herzustellen.
“Die Konzepte die wir verfolgen sind in TEMS auch drinnen und daher versuchen wir da dran zu bleiben, um die Kombatibilität von unserem Projekt herzustellen”, erläutert Baratsits.
Neue Antisexismuskampagne des Frauenbüros Linz
Die Frauenstadträtin Eva Schobesberger hat in einer Pressekonferenz am 14. November eine neuen Kampagne gegen Sexismus vorgestellt. In 4 verschiedenen Comics hat die Autorin Stefanie Sargnagel Themen wie Sexismus am Arbeitsplatz aufgegriffen. Eva Schobesberger sagt:
„Sexismus ist nichts Privates und in unserer Gesellschaft sehr viel weiterverbreitet, als wir es auf den ersten Blick sehen. Es geht dabei um Machtmissbrauch, Grenzverletzungen und Diskriminierung und Herabsetzung. Belästigungen, Hassparolen, sexistische Anfeindungen sind inakzeptabel. In Unternehmen, im
gesellschaftlichen Kontext, in den sozialen Medien, genauso wie in jedem anderen Lebensbereich auch. Ich bedanke mich bei Stefanie Sargnagel für die Zusammenarbeit und das Ergebnis! Diese Kampagne soll ein Plädoyer für ein Null-Toleranz-Umfeld für sexistisches Verhalten sein. Null Toleranz für Sexismus!“
Das Frauenbüro der Stadt Linz setzt gemeinsam mit Cartoonistin und Schriftstellerin Stefanie Sargnagel mit einer Kampagne gegen Sexismus ein klares Zeichen:
Sexismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Hierfür hat Stefanie Sargnagel vier Cartoons entwickelt, die zum Nachdenken und Hinterfragen tradierter Rollenzuschreibungen anregen und Gewalteskalationen, die im Femizid enden, in unserer Gesellschaft anprangern.
Antisexismus Sujet. Grafik: Stefanie Sargnagel/Frauenbüro Linz
Wenn Sie sich die Comicbilder selber als Postkarte oder Poster bestellen wollen, können Sie das hier tun.