Uni Konkret Magazin am 1.4. – Slutshaming, Popkultur und Sexualpädagogin Corina Sauermoser

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Ágnes Czingulszki führt durch folgende Themen:

 

1. Slutshaming und Victim Blaming

Egal, ob Party-Freitag in den Bögen oder ein ganz normaler Montag in der Schule: Victim Blaming und Slutshaming steht für Mädchen, Frauen und Transpersonen ständig auf der Tagesordnung. Livia Sojer erklärt nicht nur, was die zwei englischen Begriffe – Victim Blaming und Slutshaming – bedeuten, sondern fängt auch einen Erfahrungsbericht von zwei jungen Frauen* ein.

 

2. Popkultur in den verschiedensten Ausprägungen

Die Literatur- und Medienwissenschaftlerin Maren Lickhardt beschäftigt sich mit Pop-Kultur in verschiedensten Ausprägungen. Sie untersucht dabei sowohl „alte“ als auch heutige Phänomene. Wir hören einen Ausschnitt eines Gesprächs mit Melanie Bartos vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit der Uni Innsbruck.

 

3. Sexualpädagogin Corina Sauermoser im Gespräch

Corina Sauermoser: Sexualpädagogin und Sexualberaterin im Gespräch mit Ágnes Czingulszki über frühkindliche Erfahrungen, die Gen Z und ihr Sexualverhalten, bzw. was man tun kann, wenn man mit der eigenen Sexualität Probleme hat.

 

Corina Sauermoser beantwortete die Fragen auch noch einmal schrifltich:

 

1. Bitte erzähl unseren Zuhörer*innen in ein paar Sätzen, woher du kommst und wie deine Arbeit in der Praxis aussieht?

Gebürtig aus Vlbg, schon sehr lange Wahl-Innsbruckerin

Sexualpädagogin, Sexualtherapeutin, Autorin und ambulante Betreuerin im Auftrag der Kiju Tirol;

Workshops für Erwachsene, Sexualberatung, Seminare, Schulungen und unterrichte Pädagog:innen
Tabufreiezone  niederschwellige Sexualaufklärung auf Instagram

 

2. Die Behauptung steht im Raum, dass die Gen Z weniger Sex hat als die vorigen Generationen: Stimmt das und wenn ja, hat sie auch schlechteren Sex?

  • Während der Corona Pandemie litten viele Gen-Zler:innen unter den Auswirkungen der sozialen Isolation. Die sozialen Kontakte nahmen ab, Partys fielen aus, Uni-Veranstaltungen wurden online abgehalten…Die jungen Leute mussten erst wieder üben mit ihren Peers in größeren Gruppen zu interagieren.
  • Neue Umfrage mit 2000 Probandinnen des Dating-Portals „eHarmony” (2023) besagt: Jede und jeder fünfte hat täglich Sex  https://k.at/sex-love/gen-z-weniger-sex/401792552  Laut dieser Studie haben 36 Prozent mehr Sex als noch vor einem Jahr (K.at)
  • Stern- Report 10.000 Probandinnen  16-29  Scham-Problem (eigene Lust peinlich)  https://www.stern.de/gesundheit/sex-report–die-generation-z-hat-ein-schamproblem-33856676.html
  •  Ein Großteil der sexuellen Aufklärung wird nach wie vor an Schulen geleistet und deckt die Bedürfnisse und Fragen der Jugendlichen kaum ab. Auch Pornos als Aufklärungsfilme tragen dazu bei, dass die Scham sich verstärkt, weil man sich mit Darstellern vergleicht, die mit Tricks und Retouche arbeiten. Bei der Aufklärung fehlen die Tiefe und die Möglichkeit, explizite Fragen beantwortet zu bekommen. STIs, Verhütungsmethoden abseits der Pille, Anatomie, Selbstbestimmung, Consent, Sex-Positivity uvm. Außerdem ist es einfach mit externen Personen über explizite Fragen zur Sexualität zu sprechen, als mit Pädagog:innen, die man aus einem anderen Kontext kennt.

3. Wieso war es dir wichtig, ein Buch über kindliche Sexualität zu schreiben?
Ich habe eine enorme Wissenslücke in der breiten Masse beobachtet und gemerkt, dass wir hier ganz dringen eine Brücke bauen müssen, um Fachwissen unter die Leute zu bringen. Aufklärung ist eines der besten Instrumente, um einen wertschätzenden, respektvollen Umgang umsetzen zu können.
Außerdem können der Scham, Angst und vielen Mythen, die nach wie vor kursieren, entgegengewirkt werden, wenn die Menschen ihre eigene oder andere Anatomien kennenlernen und verstehen, wie diese Dinge alle zusammenspielen.
Aufklärung fängt ganz früh an, da man Wissen, das man einmal hat, nur schwer wieder verlernt und überspeichern kann. Es ist deshalb essenziell ganz früh damit anzufangen unsere Kinder richtig zu erziehen in Bezug auf Körper, Grenzen, Bedürfnisse und Consent.

4. Beeinflussen unsere frühkindlichen Erfahrungen, wie unser Sexualleben als Erwachsene ist?
Ich hätte dieses Buch nicht geschrieben, wenn ich nicht genau diese Haltung vertreten würde. Das bedeutet nicht, dass alles liegt, was pickt. Im Erwachsenenalter kann viel nachgenährt und korrigiert werden, sollte man in der Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Aber es ist so, dass Kinder die Welt ganz neu kennenlernen und dann entweder als einen Ort der Sicherheit oder der Gefahr abspeichern. Das zeigt sich vor allem im Bindungsverhalten, später im Beziehungsverhalten und eventuell in der eigenen Erziehung. Der Zugang zum eigenen Körper, Körperwahrnehmungen, Emotionalität und Lustempfinden brauchen Raum, um sich von Anfang an entwickeln zu können.
Klar, dass das alles nicht immer zutreffen muss. Menschen sind Individuen und in der Entwicklung über die Lebensspanne weben sich viele unterschiedliche Erfahrungen in unsere Lebensgeschichte mit ein. Manche können diese Erfahrungen besser andere schlechter integrieren. Außerdem ist sexuelle Bildung ein lebenslanger Prozess. Wir sind fähig unsere Sexualität zu gestalten, weiterzuentwickeln und negative Erfahrungen zu bearbeiten (eventuell mit professioneller Hilfe).

5. Ab welchem Alter ist es gesund, mit anderen Sex zu haben?

Rein rechtlich, darf eine jugendliche Person mit 13 Jahren Geschlechtsverkehr haben. Der Partner oder die Partnerin darf aber nicht mehr als drei Jahre älter sein. Ab vierzehn ist Sex dann im Allgemeinen legal, weil man Jugendlichen die Mündigkeit zuspricht. Dennoch ist das richtige Alter das, in dem sich die Person bereit fühlt Sex zu haben. Gesund ist also gut auf sich und den Partner oder die Partnerin zu achten und dann Sex zu haben, wenn man sich bereit fühlt.

 

6. Was kann man machen, wenn man das Gefühl hat, die eigene Sexualität ist problematisch?

Problematisch und sogar verboten ist Sex ohne Consent. Consent ist, wenn alle Personen fähig sind einzuwilligen, da sie die Konsequenzen abschätzen können und bei vollem Bewusstsein sind. Demnach ist kein Consent gegeben, wenn jemand zum Beispiel unter Drogeneinfluss steht oder stark alkoholisiert ist. Nicht konsensuell ist Sex auch dann nicht, wenn eine Person sich unter Druck gesetzt fühlt, minderjährig ist oder geistige Beeinträchtigungen hat.

Wenn ich allerdings merke, dass ich nicht in ein heteronomes Gesellschaftsbild passe, weil ich mich vielleicht zu allen, dem gegenteiligen oder keinem Geschlecht zugetan fühle, dann ist das nicht wirklich problematisch, weil ich ja nichts falsch mache. Es kann jedoch sehr herausfordern sein, zu lernen, sich selbst so zu akzeptieren. Dabei kommt es auch sehr auf den Umgang und die Akzeptanz an, die ich von meinem Umfeld erfahre. Ich möchte hier gar keine Gruppe der LGBTQIA* besonders hervorheben, da es immer ein individueller Prozess ist und manche sehr darunter leiden nicht heteronorm zu sein und andere es wiederum total feiern und liebend gerne aus diesem Konstrukt ausbrechen.

Sollte ein Leidensdruck bestehen und/oder sich ein Gefühl des anderes seins so breit machen, dass man selbst oder andere darunter leiden, dann kann man sich Hilfe holen. Es gibt Beratungsstellen, die besonders für die LGBTQIA* Community zu empfehlen sind, wie Courage zum Beispiel oder das Queere Chaoskollektiv.

Bei einem bestehenden Leidensdruck ist es auch immer empfehlenswert sich professionelle Hilfe durch eine Beratungsperson oder eine Psychotherapeutin/ einen Psychotherapeuten zu beschaffen.

 

7. Was macht guten Sex aus?

Die Fähigkeit sich auf das Gegenüber einlassen zu können und sich trauen mitzuteilen, was gut ist und was man anders haben möchte, ist schon ein ziemlicher Garant für guten Sex. Consent und ein Wohlfühlambiente sorgen ebenfalls dafür, dass Menschen sich trauen unterschiedliche Dinge auszuprobieren. Mit einem Partner oder einer Partnerin, bei der/ dem ich mich wohl und respektiert fühle, kann ich mich auch fallen lassen. Außerdem ist es immer gut sich Zeit zu lassen, für all die Dinge, die man so anstellen will. Communication is key. Wenn ich mich wohl fühle und einen gschützten Raum habe, in dem ich mich entfalten kann, dann kann ich auch leichter ansprechen, was ich mir wünsche und was nicht – ohne, dass mein Gegenüber sich auf die Füße getreten fühlt. Gemeinsames hintasten sozusagen.

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