Neidig, das sind die Anderen! Man selbst empfindet keinen Neid. Oder sollte keinen empfinden.
Deswegen ist «Tax the Rich!» doch nur Ausfluß einer «Neiddebatte». Denn der Vorwurf, Neid zu empfinden, ist oftmals ein Herrschaftstopos.
Wenn allerdings Menschen Sozialhilfe bekommen, dann ist umgekehrt von den selben Oberen der Neid des Volkes sehr gewünscht. Divide et impera nennt sich das.
Und natürlich ist Neid ursuper, wenn man das Volk dazu animieren kann, sich etwas zu kaufen, was man sich nicht leisten kann und was man auch nicht braucht – aber schließlich hats ja auch der Nachbar. Das stärkt die Wirtschaft und gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut.
Bei den Kollektivvertragsverhandlungen aber, … naja, … nein, da wollen wir dann wieder keine Neiddebatten. Denn Leistung muß sich ja lohnen, … ah so, das ist jetzt ein verkehrtes Argument … Oder wie war das … Ja, die Leistung lohnt sich doch auch, wenn man statt einer Erhöhung der Löhne die Sozialhilfe senkt. Da bleibt dann der materielle Abstand zu den Arbeitslosen gewahrt und billiger ist es auch…
Ja, der Neidbegriff ist ein Vexierbild. Er ist so schwer faßbar. Was dem einen – der nix hat – Gerechtigkeitsgefühl ist, ist dem anderen – der viel hat – Mißgunst. Je nach Betrachtungswinkel. Das ist das mit dem Sein und dem Bewußtsein. Aber auf alle Fälle ist Neid ganz böse und das sagen ja auch alle Religionen vom Katholizismus bis zum Hinduismus. In Letzterem funktioniert das besonders gut, denn wer dort unzufrieden mit seinem Leben ist und das will, was Andere haben – tja, der ist nicht fähig, sein Karma zu akzeptieren. Klar, der muß mit seinem Unfrieden und seiner Ungeduld dann auch damit rechnen, das nächste Mal auch wieder als Underdog geboren zu werden. Ja, Kismet!
Und weil der Neid so schwer zu definieren ist, gleichzeitig aber hochmoralisch aufgeladen, eignet er sich wunderbar als Kampfbegriff…
Aber das ist halt nur ein Aspekt dieses Begriffes, den da Rosi und Če fein säuberlich (und manchmal auch ein bisserl unsauber) zerlegen. Aber das gibts hier nicht zu lesen, sonst könnt ihr euch ja ersparen, uns eine Stunde zuzuhören.
Zum Ausgleich der Kompliziertheit dieser Überlegungen gibts dazwischen Glenn Miller – der swingt so schön sanft…