Ein Tag gegen die österreichische Staatslüge. Die wahren Opfer haben Namen!
Das offizielle Österreich feierte am 15. Mai den Abschluss des Staatsvertrags, mit dem 1955 die immerwährende Opferrolle besiegelt wurde. Der ORF gratulierte mit einem elfstündigen Jubelprogramm. ORANGE 94.0 versuchte in einem 24stündigen Sonderprogramm in aller angemessenen Unerträglichkeit zumindest ansatzweise das Ausmaß der Lebenslüge Österreichs zu verdeutlichen.
Zum Grundverständnis der österreichischen Bevölkerung gehört die Legende, dass Österreich das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen sei. Tatsächlich waren viele österreichische StaatsbürgerInnen an den Verbrechen des Nationalsozialismus tatkräftig beteiligt.
Während Bundeskanzler Vranitzky vor 14 Jahren offen aussprach, dass es eine österreichische Mitschuld am Holocaust gab, leugnete Bundeskanzler Schüssel das im November 2000, indem er wieder den Opfermythos Österreichs gegenüber einer israelischen Tageszeitung bemühte. Eine derartig verschobene Wahrnehmung der Geschichte gehört in Österreich nicht nur zum guten Ton, sondern ist auch oft im Geschichtsunterricht wieder zu finden. Ganz im Gegensatz zu den wahren Opfern.
Die wahren Opfer haben konkrete Namen, eine Lebensgeschichte. Wir wollten ihnen den 15. Mai 2005 widmen. An die 100 Personen lasen einen Tag lang auf dem Morzinplatz, dem seinerzeitigen Standort des Wiener Gestapo Hauptquartiers, Namen und
Ausschnitte aus Lebengeschichten von Opfern des Nationalsozialismus. Die schier endlose Aneinanderreihung nüchterner Fakten wurde 24 Stunden ununterbrochen live ausgestrahlt, als stärkstes Zeichen, das ein Radio zu geben vermag.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Funkfeuer Free Net
Verleihung des Alternativen Medienpreises 2006
2005minusÖsterreich – Liste der LeserInnen