In „Das Geländer, der Zitronenbaum und das Meer“ reiht Maria Aurèlia Capmany zehn literarische Momentaufnahmen aneinender. Zehn Momente die – obwohl unverbunden –ein Leben ergeben? Denn wie viel hat das Kleinkind Berta mit der Senyora des Hauses zu tun, der jeden Tag nur 10 Minuten Ruhe bleiben, um sich zu fragen, wo der längst vergangene Zauber geblieben ist? „Wie kann ich dir nur sagen, dass ich dich liebe, bloß so: ich liebe dich? Mama sagt, daß werde schon vorbeigehen. Aber ich weiß, daß ich sterben werde, falls sie schließlich recht behält“ schrieb sie in ihrer Jugend an Lluís. Und während sie als alte Frau ihrem Mann Joan die Knöpfe zumacht, stellt sie fest, dass es keinen Unterschied macht, an wen dieser Brief damals gerichtet war.
Doch es gibt Konstanten, die Berta ein ganzes Leben begleiten: Das Geländer, der Zitronenbaum und das Meer. Der Geruch dieser Dinge ist es, oder ihr Anblick, der diesen Geruch erst spürbar macht, welcher den Zauber der Kindheit ausmacht. Der im Alter diesen Zauber wiedererweckt, und zwischendurch fragt: „Berta, bist du es wirklich?“ Als Neugeborenes kann sie die Sinneseindrücke noch nicht unterscheiden, ein Gesicht ist ebensoviel wie ein Geruch. Auch später werden diese Sinneseindrücke nur scheinbar getrennt. Tatsächlich bleiben Anblick und Geruch immer aufs engste verwoben. Und ebenso eng sind beide mit dem Leben verbunden, das sie vielleicht erst dadurch zu einem Leben machen.
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