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Aufruhr und Befreiungskampf in Jazz

In Zusammenhang mit der Wahl von Barack Obama zum ersten dunkelfarbigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, wird in dieser Sendung auf die gesellschaftlichen, sozialen und musikalischen Wurzeln des Kulturkampfes der Afro-Amerikaner durch die gegenwärtige Jazzgeschichte hingewiesen. Immer wieder haben die schwarzen Meister des Jazz, die sich ja ihrer Tradition beraubt fühlten, auf ihr großes musikalisches Erbe (Heritage) hingewiesen ­ von Duke Ellington über Charlie Parker bis zu Charlie Mingus, John Coltrane, Sun Ra und dem Art Ensemble of Chicago. Im Befreiungskampf der schwarzen Amerikaner spielte der hartgesottene ‘Bebop’ eine herausragende Rolle, denn als Befreiungsschlag aus dem alles beherrschenden, zum Klischee erstarrten Swing der sog. ‘Kings of Jazz’ Paul Whiteman, Benny Goodman, Glenn Miller und die Dorsey Brüder, wirkte der nervöse, aufrührerische ‘Bebop’ von Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Max Roach und Thelonious Monk sofort gesellschaftlich und kulturpolitisch. Im Zuge der Befreiungskriege gegen den Imperialismus und Kolonialismus in Afrika bezogen sich viele Musiker und Intellektuelle auf ihre afrikanischen Wurzeln und konvertierten zum Islam oder afrikanischen Naturreligionen und Schamanismus. So haben Art Blakey, Oliver Nelson, Randy Weston und Yusef Lateef jeweils musikalische Hommagen an ihr afro-amerikanisches Heritage geschrieben und ein mythisch-verklärtes Schwarzafrika gepriesen ­ dem Land ihrer Vorfahren und der Verheißung, ohne die realen politischen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Mit dem Aufkommen des avantgardistischen ‘Free Jazz’ in Zusammenhang mit der Civil Rights Movement des Bürgerrechtlers Martin Luther King und den radikalen Kräften um Malcolm X (eig. Malcolm Little) oder Stokely Carmichael und der Black Panther Party um ihre Führer Huey Newton, Bobby Seale, Eldridge Cleaver, radikalisierte sich die Jazz-Musik und beinhaltete ab nun neben einer neuen Ästhetik auch ein engagiertes und sogar revolutionäres Engagement. Die Radikalisierung des “Kultur- und Klassenkampfs” der Afro-Amerikaner korreliert mit einer Radikalisierung der musikalischen Ausdrucksmitteln und Botschaften ­ dies ist aus den Platten wichtiger Protagonisten des Ethno- Jazz und Free Jazz von 1960 bis Mitte der 70er Jahren hör- und erlebar. Anhand von Schlüsselbeispielen geht der Historiker und DJ Helmut Weihsmann die unterschiedlichen Tendenzen einer “musikalischen” Bürgerrechtsbewegung von den Anfängen bis zur Gegenwart nach.

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