Das Asylmärchen – II

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Versio 02 09

Märchen sind schön, weil in ihnen das Gute siegt und das Böse besiegt wird, weil am Ende alle fröhlich nach Hause gehen und die Gerechtigkeit auf der Welt wieder hergestellt ist.

Kindern erzählt man die meisten Märchen. Um sie zu unterhalten, um ihnen davon zu erzählen, wie das Gute das Böse besiegt, und gar nicht so selten, weil man sie für naiv hält.

Dem Wort „Märchen“ haftet deswegen auch die Aura des Erdichteten an. Wer ein Märchen auftischt, erzählt eine schön erfundene Geschichte – immer mit der Annahme im Hinterkopf, der Zuhörer oder die Zuhörerin sei tatsächlich naiv genug, es zu glauben.

Die Märchenerzähler, um die es hier geht, wollen sich abschotten, die Grenzen dicht machen, die Augen vor dem Elend der Welt verschließen. Um das zu rechtfertigen erzählen sie ein Märchen: das Asylmärchen.

Die Erzählerin ärgert sich, dass man sie für naiv genug hält, diese Geschichte zu glauben. Ihre kindlich verstellte Stimme berichtet, von dem, was man ihr aufgetischt hat. Dazwischen erzählen Hänsel und Gretel von jener Märchen-Welt, von der sie gehofft hatten, dass sie irgendwo wirklich existiert.

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