Frauen im Jazz

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Swinging Ladies

Die klassische Stereotype, „echter Jazz ist eine harte, maskuline Musik“, die nur von Männern interpretiert werden kann, ist längst überholt. Im Zuge der Emanzipation in musikalischer Hinsicht hat sich das Blatt endlich gewendet, und man bemerkte mit zunehmender Frequenz und Tendenz, dass immer mehr Frauen sehr wohl imstande sind, tolle Jazzmusik zu spielen. Dies wurde seit dem Zweiten Weltkrieg auch mehrfach dokumentiert und dargelegt, das man Frauen jetzt auch häufiger Gelegenheit bot, sowohl in renommierten Konzerthallen aufzutreten als auch eigene Schallplatten einzuspielen. Mit Aufkommen des Swings, kamen plötzlich viele Talente in Form von Damenkapellen und weibliche Bandleadern auf, doch sie galten noch als “exotisch³ und als Kuriosum. Abgesehen von der bedeutenden und symbolischen Rolle, die Frauen im Jazz einst als Vokalisten ­ Namen wie Billie Holiday, Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughn sind selbst einem Laien ein Begriff ­ innehatten, waren immer noch sehr wenige Instrumentalistinnen und Komponistinnen darunter, die der dominierenden Männerherrschaft des harten Musik- und Showgeschäftes gewachsen waren. Besonders der Bereich des „schöpferischen“ Musikers blieb der Frau in jedem Genre lange verschlossen, so dass sich dieses Vorurteil noch lange Zeit auch im Bewußtsein des Publikums zementiert hatte. Diejenigen Frauen, die sich trotz aller gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und persönlicher Widerstände für die Jazzmusik entschieden haben und sie zu ihrem Lebensinhalt machten, sind (noch) rare Ausnahmeerscheinungen geblieben. Wie überall, wenn Frauen sich gegen Machos wehren müssen und in einer männlichen Domäne zu behaupten versuchen, müssen sie sich doppelt anstrengen. Nur wenige Frauen finden ihre Erfüllung im Ausüben und -leben ihres Berufes. Von den inzwischen vielen Damen, die Jazz spielen, komponieren oder arrangieren, wird in dieser Sendung einige der wichtigsten Wegbereiterin der musikalischen und geschlechtlichen Gleichberechtigung gewürdigt. Die bedeutendste unter ihnen war zweifellos Mary Lou Williams (1910-1981). Zweifelsohne kann man die schwarze Pianistin aus Kansas City ­ bezogen auf ihr gesamt künstlerisches Schaffen und Wirken, das sich immerhin über fünfzig Jahre hin erstreckte und immer die Impulse der jeweiligen neuen Stilrichtungen miteinbezog ­ als einen der Giganten des Jazz bezeichnen. Neben der großartigen Jazzkönigin Mary Lou Williams werden die ebenso bemerkenswerten Instrumentalisten Marian McPartland (* 1920), Mary Osborne (1921-1992), Jutta Hipp (1925-2003), Beryl Booker (1922-1978), Blossom Dearie (1926-2009), Melba Liston (1926-1999) und Vi Redd (* 1928) in dieser Sendung vorgestellt.

Musikbeispiele:
Holy Ghost (Larry Gales) Mary Lou Williams (p), Bob Cranshaw (b)
Gloria (M.L. Williams/Ledogar) Mary Lou Williams (p), Milton Suggs (b), Tony Waters (cg)
When A Man Loves A Woman (Mercer/Jenkins) Beryl Booker (p), Oscar Pettiford (b) 1952
Lush Life (Billy Strayhorn) Marian McPartland (p), Bill Crow (b), Joe Morello (dm)
Tickle Toe (Lester Young) same
Old Devil Moon (Burton/Lane) Blossom Dearie (p), Bobby Jaspar (fl) rec. 16. 1. 1956
How High The Moon (Hamilton/Lewis) Mary Osborne (g), Tommy Flanagan (p)
Wonder Why (Cahn/Brodsky) Melba Liston (tb), Ray Bryant (p) rec. 22. Dez. 1958
Wee Dot (J.J. Johnson/Leo Parker) Jutta Hipp (p), Zoot Sims (ts), Jerry Lloyd (tp)
NowŒs The Time (Charlie Parker)  Vi Redd (as, voc), Carmell Jones (tp), Roy Ayers (vib)

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