Schallmooser Gespräche #62: Verdrängung

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Schallmooser Gespräche
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«Verdrängen und vergessen» — klassisches Schlagwort gegen den Umgang mit der Zeit zwischen 1938 und 1945. Generell hat die Verdrängung einen schlechten Ruf. Aber ist sie wirklich so schlecht? Weswegen verdrängt der Mensch? Kann er denn überhaupt ohne Verdrängung leben? Natürlich ist die Wahrheit ein hohes Gut — aber oft genug so grauslich, daß sie unerträglich werden kann. Es gibt ein Recht auf Verdrängung, sagt Rosi. `Ce meint, sie sei wie das Fieber: Sie könne einen Menschen beschützen, gibt es aber zuviel davon, wird das Nichtwissenkönnen ebenso zur Gefahr.

Oft genug ist Verdrängung etwas, was wir akut brauchen. Doch das, was wir verdrängen ist nicht weg — es grundelt im Unbewußten, im kollektiven wie im individuellen — herum. Irgendwann muß das Verdrängte vielleicht doch ans Licht! Aber wer entscheidet das? Der Verdrängende selbst kann es nicht tun, weiß er doch nicht, daß er verdrängt. Aber welche Autorität hat das Recht, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann das Verdängte aus dem Unbewußten gekitzelt werden darf? Wann ist welche Wahrheit besser zuzuschütten und wann ist sie reif dafür, bekannt zu werden, ohne den Verdrängenden zu zerstören?

Verdrängung ist aber auch ein Machtmittel, wie Rosi sagt. Nur wer im Kapitalismus verdrängt, wie sehr er ausgebeutet wird, läßt sich auch gut ausbeuten. Und auch die Religionen leben davon, denn so gut wie alle haben Jenseitsvorstellungen: Religion, so ‘Ce, ist nichts anderes als die institutionalisierte Verdrängung des Wissens, daß das ein Leben ein Ende hat und daß danach nix kommt.

Eine Sendung der ExpertInnen für eh alles an den Abgründen der Psyche, bunt durcheinandergewürfelt mit dem Politischen — scheinbar ein bisserl aufgelockert mit Musik, aber auch da sind die Texte oft nicht ganz so harmlos 🙂

Wie immer: Wer das Paßwort für die Freischaltung der Musik braucht, wende sich an: sg@tscheh.priv.at

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