Sprachsalz 2008 – Felix Mitterer / Nora Gomringer

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Sprachsalz
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Felix Mitterer / Nora Gomringer

Felix Mitterer lebt in Castlelyons

Lieber Felix,
an dieser Stelle müsste eigentlich der Vorstellungstext sein. Hier wird (oder würde) der Autor den ZuhörerInnen vorgestellt. Aber soll ich Dich einem Publikum vorstellen, das Dich gelegentlich besser zu kennen scheint, als dass einer sich selber kennen kann. In tausendfacher Form wird über Dich geschrieben. Für jede und jeden ist alles ständig nachzulesen: Die Biografie, die Bücher, die Theaterstücke, die Drehbücher, die Filme (auch als Schauspieler), die Auszeichnungen. Auf 35.800 Seiten im Internet (Google). Mir persönlich jedoch ist Deine Arbeit eine wichtige. Von Beginn an. Wenn Du mit Worten auf etwas hindeutest, so verstehst Du es so hinzudeuten, dass es einen auf- und wachrüttelt. Und man hinsehen und Deine Worte und das was Du sagst, aufnehmen muss. Und sie wirken. Zweifellos. In allen Köpfen; auch in jenen, in welchen es ansonsten mit dem Denken und Nachdenken nicht so weit her ist. Dir und Deinen Worten gelingt es, einen zum Nachdenken zu bringen. Du schaffst das, was kaum ein anderer Österreichischer Schriftsteller schafft, dass der Leser, der Zuhörer, der Zuseher, das Kleid der Lethargie plötzlich als ein unangenehmes Kleidungsstück empfindet. Und naturgemäß ärgern sich einige (gelegentlich waren es auch schon viele), weil sie ihre Lethargiekleider – die im Grunde aber nichts anderes als Lethargielumpen sind – als durchaus passende empfanden. Deswegen ist Deine Arbeit eine unerlässliche. Und deswegen ist sie mir, und mit mir vielen anderen, eine große. Anton Kuh war einer Deines Schlages. Man hat ihn verjagt. Auch Franz Innerhofer. Der hat sich umgebracht. Und Gernot Wolfgruber. Der lebt – vom Literaturbetrieb momentan kaum wahrgenommen – in Gmünd. Du bist nach Irland gegangen. Und hast als einer der bedeutendsten Schriftsteller, die aus diesem Land hervorgegangen sind, weiter gearbeitet und gottlob nicht im Geringsten nachgelassen.
H.D.H.

Nora Gomringer lebt in Bamberg

Dass die direkte Verwandtschaft mit Eugen Gomringer, einem der Begründer der konkreten Poesie und eben auch der Vater jener Nora-Eugenie, sie in ihrem eigenen Schreiben hemmen könnte, davon merkt man bei dieser Frau keine Spur: Wenn Nora die Bühne betritt, dann beginnt ein kräftiges Licht zu strahlen. So jedenfalls kam es mir vor, als ich sie zum ersten Mal am Leukerbader Literaturfestival sah. Sie intoniert, sie flüstert, sie donnert, sie sprüht vor Witz und kippt dann ohne Vorwarnung in tiefen Ernst. Wenn man es mit Musik vergleichen wollte (und schließlich hat sie auch eine musikalische Ausbildung am Manchester Musical Institute genossen), so kämen einem Wort-Opern in den Sinn.
In ihren Gedichten und der Kurzprosa entdeckt man eine sehr persönliche, aber ebenso verspielte Seite von Nora Gomringer, die ihre Gedichte gerne als „Gebrauchsgegenstände” definiert. Das klingt dann so: „Angebot und Nachfrage: Ich will dich. / Du willst mich?”
Lassen Sie sich Nora Gomringer nicht entgehen: Sie hat die mittlerweile für „Besonderes” bekannte Schlusslesung von Sprachsalz am Sonntag Nachmittag bestritten.

Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2008

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