Andrea Gerster lebt in Arbon, Schweiz
„Mimosa versteht nicht. Sie bindet sich die Schürze um. Der Künstler schüttelt den Kopf. Mimosa geht. Sie ist nackt unter der Schürze. Es ist eine Plastikschürze. Sie sitzt in der Küche. Staubfäden hängen von der Lampe, ein Lufthauch lässt sie fliegen.“ Von Andrea Gersters Auftreten bei den Solothurner Literaturtagen im Frühjahr war Folgendes zu lesen: „Am Samstagnachmittag vermochte die deutsche Bachmann-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff – wie zuvor Hohler – den großen Landhaussaal zu füllen. Ihre expressive Lesung aus dem preisgekrönten Roman Apostoloff gefiel, obwohl der harsche Ton, mit dem darin eine Stuttgarterin Bulgarien abkanzelte, manche irritierte. Ähnlich Unverblümtes war tags zuvor von der Schweizer Autorin Andrea Gerster zu vernehmen – diesmal über Altersdemenz. In Dazwischen Lili muss eine Frau ihre demenzkranke Schwiegermutter betreuen, während der holde Gatte seine Freizeit der Geliebten widmet. Kein Wunder, entwischen ihr gelegentlich sarkastische Seitenhiebe gegen die Kranke, die das ja gleich wieder vergisst.“ (Zitat SDA) Menschen am Drehpunkt, in Kippzuständen, an den Bruchlinien des Lebens, sie sind Gersters bevorzugtes Romanpersonal. Und der Sog des Abgrunds; diesen Sog entstehen zu lassen, das ist eine der Qualitäten von Gersters Schreiben und eine andere, ihr Sprachrhythmus, sollte mich dann beim Lesen von Mimosa fliegt begeistern. „Mimosa harrt aus. Stundenlang. Tagelang. Sie trägt eine weiße Plastikschürze. Eine Schürze, wie sie Metzger hierzulande tragen.“ (heinz D. heisl)
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2009