Dominik Bernet lebt in Zürich
„Vater war ein Ausserirdischer.“ Die an Bewunderung geknüpfte Erkenntnis beruht auf einem Missverständnis. Wenn einer den Sturz durch den Müllschacht eines mehrstöckigen Wohnblocks übersteht und sich trotz Blessuren mit verschwörerischem Augenzwinkern schadlos hält, so muss er ein naher Verwandter von Superman (vom Planeten Krypton) sein, das glaubt unbedarft und nichtsahnend der neunjährige Sohn. Aus dem Roman Der grosse Durst wird Dominik Bernet in Hall lesen. Ein skurriles und erschütterndes Buch über sozusagen verlorene Seelen. Nach einer Vielzahl von Abstürzen verschwindet der Vater in der Psychiatrie, um in der Folge dann einem Krebsleiden zu erliegen. Die Mutter ertränkt ihre Not heimlich in Hochprozentigem. Hoffnung auf das bessere Leben ist gering. „Wir waren allesamt Fluchtspezialisten.“ Als würde er es aus eigener Anschauung kennen, hat der 1969 in Basel geborene Autor dieses sensible Thema mit Klarsicht und Witz zu einem berückenden Roman verwoben. Auf keiner Seite erliegt er einer kitschverdächtigen Emotionalität oder verbitterter Inbrunst. „Ich beschloss, Vater leben zu lassen.“ Mit diesem Satz schließt der Roman – der versöhnliche Abschied. Ein umfangreicheres Publikum erobert hatte sich Dominik Bernet mit seinem ersten Roman Marmorera; die Geschichte eines Bündner Stausees, der einmal ein Dorf war, wurde 2007 unter der Regie von Markus Fischer verfilmt. Sie werden den Autor lesen hören. Und Sie können den Film sehen. Und Sie sollten sich die Gelegenheit, seine Bücher signiert mit nach Hause zu nehmen, keinesfalls entgehen lassen. (Heinz D. Heisl)
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2009.